Die Fragezeichen um Nord Stream 2 bleiben groß. Einige Experte sich gar nicht sicher sind, ob die zweite Ostseepipeline zwischen Russland und Deutschland überhaupt fertiggestellt wird. Andere gehen davon aus, dass die Arbeiten bis Ende des Jahres dauern werden. Hingegen ist der prominente russische Energiepolitiker Pawel Sawalny ganz anderer Meinung.
Er erwartet den ersten Gastransport durch die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 nach Deutschland bereits bis Ende des Sommers. Die Bauarbeiten und die Verlegung der Rohre der fast fertigen Gasleitung sollten bis dahin abgeschlossen sein, sagte Sawalny am Donnerstag in Moskau der Staatsagentur Tass zufolge. "Und bis zum Sommer gibt es die Hoffnung, dass Deutschland durch diese Gasleitung das erste Gas erhalten kann", sagte er demnach bei einer Videokonferenz mit Bundestagsabgeordneten.
Mit ihrer umstrittenen Sanktionspolitik wollen die USA die Inbetriebnahme der Pipeline noch stoppen, weil sie eine zu hohe Abhängigkeit Europas von russischem Gas befürchten. Außerdem wollen sie verhindern, dass Russland auf diese Weise die Ukraine komplett als bisher wichtigstes Transitland für die Gaslieferungen nach Westeuropa umgeht. Die Ukraine ist auf die Durchleitungsgebühren in Milliardenhöhe angewiesen.
Zugleich kritisierte Sawalny, dass versucht werde, durch die Präsenz westlicher Kriegsschiffe in der Nähe des russischen Verlegeschiffes "Fortuna" die Fertigstellung der Leitung zu verzögern. Auch die Nord Stream 2 AG hatte nach Angaben von Tass Anfang April in der Gegend eine erhöhte Aktivität von Schiffen in der Region beanstandet. Diese Handlungen hätten einen "provokativen Charakter" und könnten zu einer Beschädigung der Leitung führen, hieß es.
Die Prognose von Sawalny ist wirklich sehr optimistisch. Fakt ist aber jedenfalls: Egal ob mit oder ohne Nord Stream 2 - Gazproms Marktmacht in Europa dürfte in den kommenden Jahren weiter wachsen. Schließlich schwinden die Gasreserven in der Nordsee weiter. Da der russische Rohstoffriese auch in anderen Regionen wächst, bleiben die Aussichten gut. Mutige Anleger können bei der günstig bewerteten Aktie nach wie vor zugreifen (Stopp: 3,90 Euro).
Mit Material von dpa-AFX