Der arabische Ölkonzern Adnoc ist an Covestro interessiert und offenbar bereit, einen satten Aufschlag auf den aktuellen Covestro-Aktienkurs zu bezahlen.
Es war ein wilder Auftakt in die neue Handelswoche für den Chemiesektor: Am Montag führte eine Gewinnwarnung des Spezialchemiekonzerns Lanxess zu schlechter Stimmung in der gesamten Branche. Besonders sorgte die Marktteilnehmer ein Satz von Lanxess-CEO Matthias Zachert: „Die Nachfragebelebung, die wir für das zweite Halbjahr erwartet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar – weder in China noch in anderen für uns wichtigen Märkten.“ Da Covestro auch sehr konjunkturabhängig und stark in China aktiv ist, ging es auch mit dem DAX-Titel deutlich bergab. Doch am Dienstagnachmittag schnellte der Kurs nach oben. Der Grund war ein Bericht, wonach die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) über ein Übernahmeangebot nachdenken soll. Dies berichtete Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Personen.
„Mittlerer 50-Euro-Bereich“ als Preis
Demnach gibt es zwar noch keine finale Entscheidung, es sind aber bereits Gespräche mit dem Covestro-Vorstand geführt worden. Offenbar soll ein möglicher Übernahmepreis im mittleren 50-Euro-Bereich liegen. Weitere Informationen gab es bislang nicht. Ein Sprecher des arabischen Unternehmens lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Covestro-Sprecher erklärte, das Unternehmen kommentiere grundsätzlich keine Marktgerüchte. Adnoc ist seit einigen Jahren bestrebt, seine hohe Abhängigkeit von der Ölförderung zu verringern. So hält man 25 Prozent am österreichischen Kunststoffhersteller Borealis sowie 25 Prozent an OMV (der Energiekonzern fokussiert sich ebenfalls immer stärker auf das Chemiegeschäft). Ein Kauf von Covestro würde also gut zu dieser Strategie passen.
Die Aktie ist zu günstig
In der Vergangenheit wurde bereits mehrfach auf das im historischen Vergleich günstige Bewertungsniveau von Covestro hingewiesen. Die Höhe des möglichen Kaufpreises verdeutlicht einmal mehr, dass der Chemie-Riese ein wahres Schnäppchen ist. Ob Covestro nun auch wirklich geschluckt wird oder nicht, ist aber noch völlig offen. Daher bleibt die Aktie nur etwas für Mutige, die trotz des Risikos, dass die Übernahme scheitert, sowie der aktuellen Konjunktursorgen zugreifen können. Wer bereits investiert ist, bleibt dabei und zieht den Stopp von 31,00 auf 34,00 Euro nach.
Dieser Artikel ist in DER AKTIONÄR Nr. 26/2023 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.