Erst in der vergangenen Woche haben die beiden vom Staat geretteten Fluggesellschaften Lufthansa und Condor ihren Streit um Zubringerflüge auf Eis gelegt. Am Wochenende nun kommt eine weitere gute Nachricht für den finanziell heftig angeschlagenen Ferienflieger: Condor steht offenbar kurz davor, einen neuen Geldgeber zu finden.
Das Management verhandele derzeit mit mindestens zwei Investoren, die Gespräche sollen kurz vor dem Abschluss stehen, berichtet das Handelsblatt online am Sonntag unter Berufung auf mehrere voneinander unabhängige Quellen. "Heuschrecken" seien nicht unter den Investoren.
"Wir befinden uns in guten, fortgeschrittenen Gesprächen zum Finanzierungsbedarf von Condor", sagte eine Sprecherin des Unternehmens der Zeitung. Zu weiteren Details wollte sie sich vorerst nicht äußern.
Condor unter Zeitdruck
Seit einigen Wochen laufen Gespräche mit der Bundesregierung und interessierten Investoren über die Möglichkeiten einer weiteren Finanzierung. Parallel dazu führt das Management Gespräche mit den Gewerkschaften über weitere Zugeständnisse. Auch sie sollen auf einem guten Weg sein, schreibt die Zeitung weiter.
Die mehrmals verlängerten starken Reisebeschränkungen brachten Condor zuletzt wieder in Liquiditätsnot. Trotz verschlankter Kostenstrukturen und einer Zweitverwendung einzelner Ferienflieger als Cargo-Jets (DER AKTIONÄR berichtete) verbrennt Condor jeden Monat schätzungsweise 20 Millionen Euro.
Lufthansa verlängert Condor-Zubringerflüge
In der vergangenen Woche gab es immerhin bereits eine Entspannung im Streit um Zubringerflüge. Die Lufthansa verlängerte die zuvor gekündigte, langjährige Vereinbarung, Kunden von Condor für ihre Fernflüge zum Flughafen Frankfurt zu bringen. Condor-Kunden können nun sicher sein, dass bis einschließlich 10. Mai 2022 ihre Zubringerflüge mit Lufthansa, Swiss oder Austrian fester Bestandteil ihrer Fernreise sein werden. Die Lufthansa versucht ihrerseits im Tourismus zu wachsen, da es nach der Coronakrise weniger Geschäftsflüge geben wird.
Condor selbst bietet derzeit Urlaubsflüge vor allem nach Griechenland an. Auch die Kanaren sind im Angebot. Seit dem heutigen Sonntag zählen die Inseln im Atlantischen Ozean nicht mehr zu den Corona-Risikogebieten. Als Fernziele bietet Condor aktuell Reisen nach Kuba, in die Dominikanische Republik und auf die Malediven an.
Anders als Touristik-Konzern TUI hat Condor allerdings die Zeitdauer, bis zu der Urlaubsflüge flexibel umgebucht werden können, noch nicht verlängert. Lediglich bis Ende Mai können Condor-Kunden ihre Flüge gebührenfrei auf andere Ziele umbuchen, heißt es auf einer Condor-Seite.
Enorme Herausforderungen
Trotz weiterer Lockerungen der Reisebeschränkungen stellt die Corona-Pandemie die Luftfahrt-Unternehmen weiterhin vor enorme Herausforderungen. Eine seriöse Planung von Flugzeugen, Personal und Kosten ist derzeit kaum möglich.
Immerhin: Die TUI fliegt bereits wieder mehrere Mittelmeer-Ziele an. Und "Mein Schiff 5" ist zu einer Kreuzfahrt aufgebrochen. Am Samstag machten die Griechen den offiziellen Auftakt in der Touristik. TUI hatte mit dem wichtigen Zielland mehr als ein halbes Jahr pausieren müssen. Die TUI-Aktie konnte davon zuletzt profitieren.
Fluggesellschaften und Urlaubsanbieter werden trotz Lockerung der Reisebeschränkungen und steigenden Buchungszahlen wohl keine Höhenflieger. Weiterhin sind günstige Kostenstrukturen gefragt. Spezialisierte Anbieter wie Ryanair oder EasyJet, aber auch die wohl bald durch eine neue Finanzspritze gepimpte Condor haben da gegenüber Lufthansa einige Vorteile. Auch Europas größte Airline braucht weiteres Kapital und wird sich dieses in absehbarer Zeit über eine weitere Kapitalerhöhung beschaffen.
Airline-Aktien bleiben in erster Linie mutigen Investoren beziehungsweise solchen mit langem Atem vorbehalten.
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Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.