Die Corona-Inzidenzen fallen, die Beschränkungen werden gelockert, die Menschen sehnen sich nach Reisen. Im Inland öffnen in vielen Regionen die Hotels. Ab Mitte Juni soll es bundeseinheitliche Urlaubsregeln geben. Das Fliegen hält sich indes noch in engen Grenzen. Das wird sich aber ändern. Mehrere Fluggesellschaften berichten von einem hohen Buchungsaufkommen. Ab Sommer wird es wohl wieder eng am Himmel.
Auch wenn die Anzahl der Flugreisen in diesem Jahr weiter niedrig bleiben dürfte: Die Flugbuchungen nehmen nun wieder deutlich zu. Der Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings sagte dem Handelsblatt: "Wir spüren plötzlich eine Dynamik, die ich nach 30 Jahren in der Branche nicht kenne. Innerhalb weniger Stunden füllen sich 150 Sitze auf einem Flug“, so Jens Bischof.
In den vergangenen zwei Wochen hat sich die Ticketnachfrage bei Eurowings verdoppelt. Die Urlauber-Airline hat nun rund 150 Zusatzflüge auf Verbindungen nach Palma de Mallorca, Ibiza oder Griechenland ins Programm genommen. Das Handelsblatt erwähnt auch Finnair und Ryanair, die ebenfalls von einem starken Sommer ausgehen.
Doch viele Kunden von Lufthansa, TUI und Co haben Angst, wie zu Beginn der Coronakrise auf ihren Kosten sitzen zu bleiben, wenn die Flüge wegen wieder anziehender Infektionen doch ausfallen müssen.
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Darauf stellen sich die Fluggesellschaften mit flexiblen Umbuchungsmöglichkeiten ein. Wer bei Lufthansa oder ihren Tochtergesellschaften Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Eurowings seine Reise umbuchen möchte, muss sie sich nicht mal sofort für ein neues Reisedatum oder -ziel entscheiden.
Bereits seit Ende August sind sämtliche Tarife der Lufthansa-Group-Airlines gebührenfrei umbuchbar. Das Angebot für Neu- und Umbuchungen wurde verlängert: Sämtliche Tarife der Airlines sind bei einer Ticketausstellung bis zum 31. Juli 2021 weiterhin beliebig oft gebührenfrei umbuchbar, wenn die Umbuchung ebenfalls bis dahin erfolgt. Danach können die Fluggäste ihr Ticket noch ein weiteres Mal gebührenfrei umbuchen. (Details dazu hat Lufthansa auf einer Online-Seite zusammengefasst.)
Auch Fraport-Chef Stefan Schulte zeigte sich kürzlich zuversichtlich, dass im Luftverkehr ab Juli wieder ein deutliches Wachstum sichtbar werden wird. Noch können die Fluggesellschaften ihre Flugzeuge jedoch nicht komplett aus dem Winterschlaf holen. Vor einem Neustart müssen die Jets erst aufwändig gecheckt werden. Auch Personal kann noch nicht dauerhaft aus der Kurzarbeit geholt und bereit gestellt werden.
Und so zeigten sich auch die meisten Aktien der Fluggesellschaften zuletzt wieder abgeschwächt. Lufthansa-Aktien sackten am Dienstag zeitweise um mehr als vier Prozent ab. Die 50-Tage-Linie konnte zuletzt nicht überwunden werden.
Die Papiere der Muttergesellschaft von British Airways und Iberia, IAG, sackten sogar um mehr als sieben Prozent ab. Die Fluggesellschaft will (muss) ihre Kapitalbasis stärken und gibt eine Wandelanleihe aus. IAG will sich so eine Milliarde US-Dollar (rund 825 Millionen Euro) beschaffen. Die vorrangigen unbesicherten Anleihen werden im Jahre 2028 fällig und können in IAG-Aktien umgewandelt werden. Die Lufthansa hat am Dienstag angekündigt, sich in absehbarer Zeit drei Milliarden Euro über eine Kapitalerhöhung zu beschaffen.
IAG hat eine wöchentliche Cash-Burn-Rate von etwa 175 Millionen Euro. Der größte Teil ihrer Flotte ist weiterhin gegrounded. Die Lufthansa verbrennt derzeit "nur noch" knapp 60 Millionen Euro pro Woche.
IAG zeigte sich enttäuscht von der vorsichtigen Wiedereröffnung des britischen Reisens in der vergangenen Woche. Während es im Vereinigten Königreich gute Fortschritte bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gibt, mussten Flüge in die großen Märkte Spanien und die USA wieder von der Liste der Ziele mit geringem Risiko gestrichen werden.
Der britische Billigflieger EasyJet hofft auf eine Belebung des Reiseverkehrs über die Sommersaison. Dabei setzt das Unternehmen auf die aufgestaute Reiselust der Europäer. EasyJet bleibe wegen der großen Fortschritte in der Impfkampagne in Großbritannien zuversichtlich.
Die Aktien von Fluggesellschaften bleiben weiterhin abhängig von einer nachhaltigen Belebung des Reiseverkehrs. Eine Reanimierung der Flugzeuge kostet Geld und dürfte die Bilanzen von Lufthansa, IAG und EasyJet in den kommenden Quartalen noch belasten. Wer engagiert ist, kann die Papiere halten. Ein Neueinstieg hat indes keine Eile.
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Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.