Neue Produktionsmängel beim Langstreckenjet Boeing 787 "Dreamliner" zwingen den Flugzeugbauer dazu, sein Auslieferungsziel für den Typ deutlich zu senken. Weitere Inspektionen und Reparaturen sind bei etlichen 787-Fliegern nötig, die noch nicht an Kunden übergeben wurden. Die Boeing-Aktie rauscht abwärts.
Der US-Luftfahrtriese Boeing muss seine Auslieferungsziele wegen neuer Produktionsmängel beim Langstreckenjet 787 "Dreamliner" stark reduzieren. Boeing rechnet damit, dieses Jahr weniger als die Hälfte seiner derzeit gelagerten 787-Maschinen ausliefern zu können. Deshalb werde auch die Produktion des Modelltyps vorübergehend gedrosselt.
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte bereits am Vorabend mitgeteilt, dass bei den ohnehin schon laufenden Inspektionen am "Dreamliner" neue Probleme entdeckt worden seien und Boeing Maschinen auf Lager vorerst nicht mehr ausliefern werde. Zuletzt hatten Analysten die Anzahl dieser Jets auf rund 100 Stück geschätzt. Es handele sich jedoch nicht um eine akute Bedrohung für die Flugsicherheit, betonte die Behörde. Die FAA behielt sich auch vor, Reparaturen an 787-Modellen anzuordnen, die bereits im Flugbetrieb sind.
Anleger reagierten nervös auf die neueste Hiobsbotschaft von Boeing. Mit einem Minus von mehr als 3,5 Prozent auf zeitweise unter 230 Dollar waren die Aktien des Unternehmens Schlusslicht im US-Leitindex Dow.
Boeing hat ohnehin schon länger mit Problemen wegen Produktionsmängeln beim "Dreamliner" zu kämpfen, unter denen die Auslieferungen des wichtigen Modells leiden. Der Konzern ist zudem stark angeschlagen von den Folgen der Corona-Krise und des Debakels um seine bestverkaufte Baureihe 737 Max, die nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten mehr als anderthalb Jahre lang weltweit mit Flugverboten belegt war.
Eigentlich hatte sich Boeing nach der Doppelbelastung aus 737-Max-Krise und Pandemie gerade wieder etwas berappelt. So lieferte das Unternehmen im Juni laut seiner am Dienstag veröffentlichten Auftragsbilanz 45 Jets aus und schaffte damit den besten Monatswert seit März 2019. Mit 33 Maschinen entfiel der Großteil auf die 737-Max-Baureihe.
Im ersten Halbjahr 2021 hat Boeing inzwischen schon 156 Flugzeuge an Kunden übergeben - das ist jetzt bereits eine Maschine mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Auch die Auftragslage des Airbus-Erzrivalen hat sich in den vergangenen Monaten dank der Wiederzulassung der 737 Max schon wieder erheblich verbessert. (Mit Material von dpa-AFX)
Der US-Luft- und Raumfahrt-Konzern schafft es weiterhin nicht, seine Probleme in den Griff zu bekommen. DER AKTIONÄR rät, bei Boeing weiterhin an der Seitenlinie zu verharren. Da zudem möglicherweise auch noch eine Kapitalerhöhung bevorsteht, könnte die Aktie noch ein paar Dollar weiter abrutschen. Rivale Airbus dürfte die bessere Investment-Alternative sein.