Nach einem tiefroten Winterhalbjahr erwartet die britische Billigfluglinie EasyJet endlich Lockerungen der Reisebeschränkungen. EasyJet ist bereit für den Sommer. Die Nachfrage nach Flugtickets wird anziehen. Doch bei der heutigen Vorlage der Quartalszahlen enttäuschte die Airline. Die Aktie gibt deutlich nach. Wie es weitergehen könnte.
"Wir sind in der Lage schnell hochzufahren und 90 Prozent unserer aktuellen Flotte während der Hochsaison im Sommer zu betreiben, sagte EasyJet-Chef Johan Lundgren bei der Vorlage der Zwischenbilanz. Doch derzeit bleibt der Großteil der EasyJet-Maschinen wegen der coronabedingten Beschränkungen weiterhin am Boden. Das Flugangebot liege im laufenden Quartal wohl nur bei 15 Prozent des Vorkrisen-Niveaus, hieß es.
Einen konkreten Ausblick gibt EasyJet nicht. Wann und wie stark sich der Luftverkehr von der Corona-Krise erholt, wagt auch Lundgren noch nicht einzuschätzen. Dabei machen ihm die jüngsten Erfahrungen aus Großbritannien Mut.
An der Börse wurden die Nachrichten mit Kursverlusten quittiert. Obwohl die Geschäftszahlen des Winterhalbjahrs etwa so ausfielen wie erwartet, büßte die EasyJet-Aktie zeitweise über drei Prozent auf 945,30 britische Pence ein und gehörte damit zu den schwächsten Titeln im Londoner Leitindex FTSE 100. In Deutschland verliert die Aktie etwa 2,5 Prozent auf 11,21 Euro und rutscht damit wieder deutlicher unter die 50-Tage-Linie, die bei 11,73 Euro verläuft.
Auch für Aktien anderer Unternehmen der Branche wie dem Reisekonzern TUI und der British-Airways-Mutter IAG ging es an der Londoner Börse abwärts. Ryanair-Papiere verloren etwa ein Prozent.
Analysten optimistisch für EasyJet
Die Branchenexperten vom Analysehaus Bernstein und der Großbank Credit Suisse sehen den Aktienkurs von EasyJet perspektivisch dennoch im Aufwind. Im Sommer sollte sich eine verbesserte Ticketnachfrage einstellen, schrieb Bernstein-Analyst Daniel Roeska und schreibt dem Papier weiterhin ein Kursziel von 1.150 Pence zu. Credit-Suisse-Experte Neil Glynn hat mit 1.200 Pence noch etwas mehr im Auge - auch wenn die Geschäftsaussichten für die nächste Zeit noch nicht klar abzusehen seien.
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Die britische Regierung hat zuletzt eine Liste mit Ländern aufgestellt, in die die Briten reisen dürfen, ohne nach der Rückkehr in Quarantäne zu müssen. Dazu gehören Portugal, Island und Israel. Die Ticketbuchungen nach Portugal haben seitdem stark zugelegt.
Die EasyJet-Führung erwartet nun, das Flugangebot ab Juni auch auf anderen Strecken wieder stärker hochfahren zu können. Derzeit hole man Piloten und Flugbegleiter aus der Kurzarbeit zurück, um auf eine stärkere Nachfrage nach Flugtickets reagieren zu können. "Wir wollen aus den Möglichkeiten dieses Sommers das Maximale herausholen", sagte Lundgren in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Keine Finanzprognose
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September traut sich das Management auch weiterhin keine Finanzprognose zu. Die kurzfristigen Unsicherheiten seien zu groß, hieß es zur Begründung. So dürfte eine späte Veränderung der Reisebeschränkungen kurzfristige Änderungen bei Ticketnachfrage und Flugangebot nach sich ziehen. Dies werde sich auch auf die Auslastung der Flugzeuge auswirken.
Die Preise der Flugtickets dürften nach Lundgrens Einschätzung wie vor der Pandemie "sehr dynamisch" sein. Er sprach von "attraktiven" Preisen. EasyJet werde aber darauf achten, nur so viele Flüge anzubieten, dass dem Konzern dabei nach Abzug der laufenden Kosten Geld zufließt. Mit dem bereits eingeleiteten Sparprogramm will die Easyjet-Führung die Kosten im laufenden Geschäftsjahr um eine halbe Milliarde britische Pfund senken.
Im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende März flog EasyJet wegen der anhaltenden Reisebeschränkungen wie erwartet noch tiefer in die roten Zahlen. Mit 549 Millionen britischen Pfund (etwa 637 Millionen Euro) lag der Nettoverlust fast 70 Prozent höher als ein Jahr zuvor, als die Corona-Pandemie den Flugverkehr erst im März fast zum Stillstand gebracht hatte.
Diesmal beförderte EasyJet nur rund vier Millionen Passagiere, gerade einmal ein Zehntel so viele wie ein Jahr zuvor. Der Umsatz brach ähnlich stark auf 240 Millionen Pfund ein. (Mit Material von dpa-AFX)
Die Aktien von Fluggesellschaften wie EasyJet bleiben weiterhin abhängig von einer nachhaltigen Belebung des Reiseverkehrs. Das Abwärtspotenzial der EasyJet-Aktie sollte unter der Voraussetzung einer weiteren Belebung des Flugverkehrs begrenzt sein. Der Billigflieger ist finanziell gut aufgestellt und sollte in einem Erholungsszenarion gute Aufschwung-Chancen haben.
DER AKTIONÄR hatte EasyJet am 23. März 2021 bei 10,60 Euro zum Kauf empfohlen. Das Kursziel lautet 16,00 Euro. Eine Stop-Loss-Order sollte bei 7,80 Euro platziert werden. Nachkäufer und Neueinsteiger legen sich mit einem Kauflimit bei 11 Euro auf die Lauer.
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