Egal ob Motoren oder Microchips – Airbus bekommt die notwendigen Teile nicht, um ihre Produktion hochzufahren. Kurzfristig mag das die finanzielle Performance nur leicht belasten. Können künftige Aufträge jedoch ebenfalls nur verzögert verarbeitet werden, droht ein langfristiger Aufschub bei der Realisierung von Umsätzen und Gewinnen. Den Anlegern schmeckt das überhaupt nicht – die Airbus-Aktie fällt in einer ersten Reaktion über drei Prozent.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus bekommt wegen Verzögerungen bei wichtigen Zulieferern in diesem Jahr nicht so viele Jets fertig wie geplant. Statt 720 dürften nur etwa 700 Verkehrsflugzeuge den Weg zu den Kunden finden, teilte der DAX-Konzern bei der Vorlage seiner Zwischenbilanz am Mittwochabend mit. Ende Juni standen beispielsweise rund 26 fast fertige Flugzeuge ohne Motor da – scherzhaft Gleiter genannt.
Zudem verzögert sich der Produktionsausbau bei den stark gefragten Mittelstreckenflugzeugen aus der Modellfamilie A320neo: Die Zahl von 65 Maschinen pro Monat werde statt im Sommer 2023 erst Anfang 2024 erreicht, hieß es. Bis zum Jahr 2025 soll die Produktion aber weiterhin auf monatlich 75 Jets steigen.
Schwächen im zweiten Quartal
Im zweiten Quartal wirkten sich die Verzögerungen bereits leicht auf Umsatz und Gewinn aus. Weil Airbus weniger Flugzeuge auslieferte als ein Jahr zuvor, sank der Umsatz um zehn Prozent auf 12,8 Milliarden Euro.
Das bereinigte EBIT sackte um 31 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro ab, denn gestiegene Kosten für den Militärtransporter A400M belasteten das Ergebnis mit 200 Millionen Euro zusätzlich. Der Überschuss brach sogar um fast zwei Drittel auf 682 Millionen Euro ein.
Dennoch hält Airbus-Chef Guillaume Faury an seinem Ziel fest, in diesem Jahr vor Sondereffekten ein bereinigtes EBIT von rund 5,5 Milliarden Euro zu erreichen. Langfristig könnten sich jedoch Probleme ergeben, denn der große Auftragsbestand dürfte wohl länger in den Büchern stehen bleiben, ohne sich auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung auszuwirken.
Die jüngste Erholung der Airbus-Aktie bekommt aufgrund des stockenden Produktionsausbaus einen ordentlichen Dämpfer. Anleger mit langem Atem halten jedoch an den Papieren fest.
Mit Material von dpaAFX.