Die EU hat Strafzölle auf indonesisches Palmöl verhängt. Der asiatische Inselstaat wehrt sich und will auf Airbus-Orders verzichten. Stattdessen sollen Boeing-Maschinen gekauft werden. Doch die Amerikaner haben bekanntlich Probleme. Und so könnte Airbus trotz aller Streitigkeiten weiterhin profitieren. Details zu den aktuellen Airbus-Baustellen folgen nun.
Die EU-Kommission hat in der vergangenen Woche Strafzölle gegen Biodiesel-Importe aus Indonesien verhängt. Es würden Zölle in Höhe von 8 bis 18 Prozent für staatlich geförderten Biodiesel erhoben, teilte die Brüsseler Behörde mit. Eine vertiefte Untersuchung habe ergeben, dass indonesische Biodiesel-Produzenten unter anderem von Rohmaterialien unter dem Marktwert sowie von Steuervorteilen profitierten. Dies stelle eine Bedrohung für europäische Erzeuger dar.
Auch die USA haben das für Indonesien wichtige Importprodukt, für das großflächig Urwälder abgeholzt werden, mit hohen Anti-Dumping-Zöllen belegt. Bis zum Jahr 2030 solle Palmöl aus Kraftstoffen verbannt werden. Die Biodiesel-Importe aus Indonesien in die Europäische Union belaufen sich auf eine Höhe von etwa 400 Millionen Euro pro Jahr.
Kaufstopp für Airbus-Flugzeuge?
Indonesien wehrt sich nun und droht mit einem Kaufstopp von Airbus-Flugzeugen als Vergeltung. Laut Zeitung Bisnis Indonesia sagte Handelsminister Enggartiasto Lukita, dies sei geschehen, nachdem die EU die Einfuhr von Roh-Palmöl-Produkten (CPO) aus Indonesien in Frage gestellt habe. Er sagte, die EU habe die Einfuhr von CPO absichtlich gehemmt, weil sie ihre einheimischen Pflanzenöl-Produkte schützen wolle. Statt wie geplant Airbus- wolle man nun Boeing-Flieger ordern. Allerdings werde man vorher noch mit allen beteiligten Parteien sprechen.
Das Vorgehen erinnert an US-Präsident Donald Trump, der wegen angeblich unzulässiger Subventionen für den europäischen Luftfahrt-Konzern immer wieder mit Strafzöllen auf europäische Produkte droht. Der vor der WTO geführte Streit, in dem sich die USA und EU jeweils illegale Bezuschussungen für ihre rivalisierenden Luftfahrtriesen Boeing und Airbus vorwerfen, läuft mittlerweile seit 15 Jahren.
Boeing-Katastrophe hilft den Europäern
Den Höhenflug von Airbus konnte das jedoch nicht bremsen. Während US-Konkurrent Boeing in der wohl tiefsten Krise seiner Geschichte steckt, könnte der europäische Konzern in diesem Jahr zum größten Flugzeugbauer der Welt aufsteigen. Der Erfolg des Mittelstreckenjets A320neo steht im krassen Gegensatz zu dem Desaster, dass sich Boeing mit seinem Konkurrenzmodell 737 Max eingebrockt hat.
Mit ihrem modernisierten Mittelstreckenjet A320neo mit sparsameren Triebwerken setzten die Europäer den US-Konzern unter Zugzwang. Doch die 2011 beschlossene Modernisierung des inzwischen 50 Jahre alten Mittelstreckenjets Boeing 737 als 737 Max geriet zur Katastrophe. Seit dem zweiten Absturz müssen die Max-Maschinen weltweit am Boden bleiben. Boeing hat die Produktion gedrosselt und schließt einen vorläufigen Stopp nicht aus.
Airbus will Produktion hochfahren
Dennoch kann Airbus davon bisher nicht richtig profitieren. Angesichts prall gefüllter Auftragsbücher ist die Produktion der A320neo bis ins Jahr 2024 hinein ausgebucht. Die Zulieferer sind damit beschäftigt, den geplanten Ausbau der Produktionsrate auf 63 Jets pro Monate zu ermöglichen. Ein weiterer Ausbau ist im Gespräch. Die Ausfälle bei Boeing könnte Airbus aber nicht abdecken.
Insgesamt will Airbus in diesem Jahr 880 bis 890 Passagier- und Frachtmaschinen ausliefern - mindestens 80 mehr als im vergangenen Jahr. Die Amerikaner hatten sich ursprünglich rund 900 Auslieferungen vorgenommen. Doch seine Jahresziele hat Boeing-Chef Muilenburg längst kassiert.
Die Airbus-Aktie düste bis Ende Juli von einem Rekordhoch zum nächsten. Derzeit konsolidiert der MDAX- und EuroStoxx-50-Wert, versucht die 50-Tage-Linie (im Chart blau) wieder nachhaltig zu überwinden.
Im zweiten Quartal konnte der Konzern mit seinen Geschäftszahlen positiv überraschen. Umsatz und Gewinn sprudelten stärker als gedacht. Allerdings hängen auch dunkle Wolken in der Luft. So sind die seit 2016 laufenden Korruptionsermittlungen gegen den Konzern noch immer nicht abgeschlossen. Airbus könnten dabei in Europa und den Vereinigten Staaten Strafen in Milliardenhöhe drohen.
Analysten sind zuversichtlich
Die Luftfahrt-Experten unter den Finanzanalysten sind aber größtenteils Fans von Airbus. Von den 16 im dpa-AFX Analyser erfassten Branchenexperten empfehlen 11 die Aktie zum Kauf, die übrigen raten zum Halten der Papiere. Im Schnitt schreiben sie der Aktie ein Kursziel von knapp 136 Euro zu.
Am optimistischsten sind die Experten von den Investmentbanken Goldman Sachs und JPMorgan, die mit 161 Euro rechnen. Sandy Morris von Jefferies gehört mit 110 Euro zu den pessimistischsten Beobachtern - und rechnet sogar mit einem Kursverfall.
UBS-Analystin Celine Fornaro erwartet, dass Airbus trotz der ausgebuchten Produktion für die A320neo von Boeings Krise bei der 737 Max profitieren kann. Derzeit liege Airbus' Marktanteil in diesem Segment bei 57 Prozent, doch er dürfte wohl auf über 60 Prozent wachsen. Sollte es Airbus gelingen, die "neo"-Produktion auf 70 Maschinen pro Monat zu steigern, dürfte das den operativen Gewinn um 600 Millionen Euro nach oben treiben, schätzt sie. (Mit Material von dpa-AFX)
Die Airbus-Erfolgsgeschichte dürfte trotz aller Schwierigkeiten mittelfristig weitergehen. In den vergangenen drei Jahren hat sich der Kurs der Aktie mehr als verdoppelt. Nach glänzenden Geschäftszahlen ging es für die Aktie bis zum Juli immer weiter aufwärts - bis auf ein Rekordhoch bei 133,86 Euro. DER AKTIONÄR bleibt optimistisch. Die laufende Korrektur auf aktuell knapp 127 Euro kann zum Nachkauf von Airbus-Anteilen genutzt werden. Ein Stoppkurs kann weiterhin bei 98 Euro belassen werden.