Chinas Wettbewerbshüter verteilen weiter fleißig Geldbußen. Diesmal hat es unter anderem Tencent und Baidu erwischt. Für Tencent ist das Ungemach damit wohl noch längst nicht vorüber. Mit dem Kurs der Aktie ging es nach einer Zwischenerholung dementsprechend am letzten Handelstag der Woche zunächst wieder abwärts.
Die Strafen bewegen sich im üblichen Rahmen: 500.000 Yuan (64.000 Euro) hat die chinesische Kartellbehörde gegen heimische Unternehmen verhängt, weil diese Übernahmen und Investments im Vorfeld nicht ordnungsgemäß angemeldet hatten.
Diesmal muss Tencent für ein Investment in die E-Learning-Plattform Yuanfudao im Jahr 2018 zahlen. Baidu muss jetzt für die Übernahme von Ainemo (sprachgesteuerte Lautsprecher) im Jahr 2014 blechen. Auch ByteDance und Didi Chuxing werden bestraft, wie am Freitag bekannt wurde.
Über ähnliche Strafen hatte DER AKTIONÄR bereits mehrfach berichtet. China konzentriert sich seit einigen Monaten verstärkt auf die Regulierung seiner Internet-Riesen und Maßnahmen gegen unlauteren Wettbewerb.
Fintech im Fokus
Für Tencent bleibt es aber wohl nicht bei Warnschüssen. Nach Ant (Alibaba) könnte auch der Fintech-Bereich von Tencent in den Fokus rücken. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf Kenner der chinesischen Aufsichtsbehörde. Demnach sei es wahrscheinlich, dass auch Tencent demnächst seinen Bank-, Versicherungs- und Payment-Bereich in eine Finanzholdinggesellschaft ausgliedern müsse.
2019 erzielte Tencents Fintech-Bereich umgerechnet 13 Milliarden Dollar Umsatz – 22 Prozent vom Gesamtumsatz. Nach Online-Unterhaltung war Fintech der größte Gewinntreiber. Mehr Regulierung dürfte den Wert dieses Bereichs deutlich senken (bei Ant wird von grob 50 Prozent Abschlag ausgegangen).
Der Schritt der Wettbewerbshüter ist folgerichtig. Es wäre seltsam gewesen, wenn sich Tencent – neben Alibaba der größte chinesische Internet-Konzern in China –, den Regulierungsbestrebungen hätte entziehen können. Langfristig gilt für Tencent: Das Unternehmen ist ein dominanter Player, profitabel und auf Wachstumskurs. Daran dürfte auch die strengere Regulierung letztendlich wenig ändern. Die Geldstrafe für Baidu ist ohnehin eine Randnotiz – die Aktie ist für den AKTIONÄR angesichts der derzeitigen Schwankungen allerdings nur ein Fall für die Watchlist.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Baidu.