Der Anbieter von Fernwartungssoftware und Videokonferenzen Teamviewer kommt nicht zur Ruhe. Gestern setzte sich der negative Newsflow fort: Nach den schwachen vorläufigen Quartalszahlen crashte die Aktie. Das Papier verlor zwischenzeitlich über 15 Prozent an Marktwert und erreichte ein neues Tief seit Beginn der Coronakrise. Offensichtlich steigt die Nervosität bei den Anlegern.
Im Q2 kletterten die Billings um 15 Prozent, währungsbereinigt um circa 18 Prozent. Das liegt unterhalb der eigenen Prognose von mindestens 20 Prozent Billings-Wachstum je Quartal. Bei den Billings und auch beim Umsatz selbst erwartet der Konzern jetzt nur noch das untere Ende der bisher in Aussicht gestellten Spannen.
Corona-Profiteur? War mal
Teamviewer wurde lange Zeit als Corona- und Homeoffice-Profiteur gehandelt. Das spiegeln die Zahlen des Unternehmens jedoch aktuell nicht wider. Bei einem Technologie-Wachstumswert mit einem Marktwert von rund 6,5 Milliarden Euro würde man deutlich höhere Wachstumsraten erwarten. Beispielsweise wächst der Anbieter von Kollaborationssoftware Slack mit über 50 Prozent im Jahr. Zoom meldete zuletzt sogar dreistelliges Wachstum. Beide Unternehmen haben ein vergleichbares Portfolio zu Teamviewer.
Aus Sicht des AKTIONÄR schöpft Teamviewer sein Potenzial nicht ausreichend aus. Das Unternehmen sollte prüfen, ob es nicht, notfalls auch auf Kosten der Margen, seine Vertriebs- und Marketingkapazitäten ausweiten könnte, um in Sachen Wachstum zu seinen Peers aufzuschließen.
Wenig zielführend erscheinen in diesem Kontext die kostenintensiven Sponsorings im Sport (Formel 1 und Fußball), die bisher nicht die erhoffte Wirkung entfaltet haben. Diese sollten laut Unternehmensangaben eigentlich das Billings-Wachstum beschleunigen und dem Softwareanbieter den Weg zu neuen großen Unternehmenskunden ebnen. Davon sieht man aktuell noch wenig.
Ein weiteres Problem ist, dass der Finanzinvestor Permira nach wie vor rund 20 Prozent der Anteile an Teamviewer hält und quasi jeden größeren Kursanstieg dazu nutzt, um weitere Aktienpakete abzustoßen. Offensichtlich geht es hier nur noch um Kapitalvermehrung und weniger um die operative Zukunft des Unternehmens. Keine gute Ausgangsbasis für Anleger.
Angesichts der oben beschriebenen Probleme ist Teamviewer mit einem 2022er-KGV von 29 und 2022er-KUV von 8,4 immer noch teuer. Auch der seit mittlerweile einem Jahr andauernde Abwärtstrend spricht Bände. Daher sollten sich Schnäppchenjäger lieber eine andere Spielwiese im Aktienmarkt suchen, statt in das fallende Messer hineinzugreifen. Anleger meiden die Aktie!