Cloud Village nimmt einen zweiten Anlauf auf die Hongkonger Börse. Im August erst hatte der Tencent Music-Rivale seine IPO-Pläne auf unbestimmte Zeit verschoben. Die großen Ambitionen aus dem Sommer sind mittlerweile deutlich eingedampft – auch, weil das Wachstum des Streaming-Dienstes nachgelassen hat.
Im August war noch die Rede von einem Emissionsvolumen von umgerechnet bis zu einer Milliarde Dollar. Am oberen Ende der Preisspanne käme der Börsengang nun – inklusive Mehrzuteilungsoption – auf knapp 520 Millionen Dollar.
Zuletzt hatte sich auch das Wachstum des Unternehmens verlangsamt. So stieg beispielsweise die Zahl der monatlich aktiven Nutzer in den ersten sechs Monaten 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gerade einmal sieben Prozent.
Der Umsatz legte zwar 60 Prozent auf 501 Millionen Dollar zu, allerdings blieb das Plus deutlich hinter den Ergebnissen der Vorjahre zurück, als das Unternehmen regelmäßig eine Verdoppelung auswies. Gleichzeitig vervielfachte sich der Netto-Verlust von Cloud Village im ersten Halbjahr von 157 Millionen auf 595 Millionen Dollar.
Die Netease-Tochter profitierte im Sommer davon, dass der Rivale Tencent Music seine Exklusiv-Vereinbarungen mit großen Major-Labels auf Druck der chinesischen Behörden aufgeben musste. Gleichzeitig trieben die Ausgaben für Musikrechte und Marketing die Verluste in die Höhe.
Cloud Villages schnelle Wiederaufnahme der IPO-Pläne ist ein Zeichen für die Entspannung im chinesischen Digital-Sektor. Dass die Netease-Tochter diesmal deutlich kleinere Brötchen backen will, zeigt aber, dass die Bäume nach wie vor nicht in den Himmel wachsen. DER AKTIONÄR bleibt bei chinesischen Tech-Werten bei seinen laufenden Empfehlungen (siehe AKTIONÄR+ und DER-AKTIONÄR-Heft) und beim IPO von Cloud Village an der Seitenlinie.