Der Corona-Lockdown beim Zulieferer Foxconn belastet noch immer, es zirkulieren Berichte über eine schwache Nachfrage nach den Basis-iPhones und die Earnings-Überraschung aus dem vergangenen Quartal dürfte sich kaum wiederholen lassen. Für die Apple-Aktie ging es in den vergangenen Tagen dennoch weiter nach oben.
Vor zwei Wochen verkündete Apple, dass die Produktion des iPhone 14 Pro und des iPhone 14 Pro Max in der chinesischen Industriestadt Zhengzhou aufgrund eines Corona-Ausbruchs nur mit „deutlich reduzierter Kapazität“ arbeitet.
Und noch immer hat Foxconn Probleme, die Produktion wieder voll auszulasten. So hat der Apple-Partner vergangene Woche seine für die volle Kapazitätsauslastung nötigen Neueinstellungen gestoppt, da für die neuen Arbeiter keine ausreichenden Quarantäne-Räume vorhanden sind. Jefferies-Analysten schätzen, dass jede weitere Woche mit Beeinträchtigungen die Apple-Umsätze um eine Milliarde Dollar senken könnten.
Die Pro-Modelle sind jedoch für ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft enorm wichtig. Denn bei den Basis-Modellen hat sich die einst erwartete Nachfrage scheinbar nicht derart materialisiert, wie sich die Apple-Führung das zur Jahresmitte vorstellte. Vom Plan, sechs Millionen mehr zu produzieren, hat das Management laut Bloomberg Abstand genommen. Die Pro-Modelle sollen dagegen stärker nachgefragt werden als erwartet. Das Problem ist hier aber das Angebot.
Von einer erneuten Earnings-Überraschung im Weihnachtsquartal dürften sich die Anleger aber auch aus einem weiteren Grund verabschieden. Denn im vergangenen Quartal übertraf Apple aufgrund besser als erwarteter Mac-Verkäufe die Schätzungen der Analysten, da die Chip-Lieferengpässe sich langsam auflösten. Im Earnings-Call warnte Apple-CFO Luca Maestri nun aber, dass die Mac-Verkäufe im Dezemberquartal deutlich zurückgehen werden, da der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum schwierig sei, als neue Modelle mit dem M1-Prozessor ihr Debüt feierten.
Trotz dieser negativen Faktoren steigt die Apple-Aktie seit zwei Wochen wieder, während die Analysten ihre Schätzungen für das Dezemberquartal nach unten anpassen. Das führt zu einer Bewertung mit einem KGV für das laufende Geschäftsjahr von 24. Das ist ungefähr auf dem Niveau von Microsoft (25), das aber deutlich schneller wächst als Apple, und deutlich über dem Durchschnitt von 18 im S&P 500.
Sollte sich das iPhone-Angebot nicht rasch verbessern, könnte Apple im wichtigen Weihnachtsquartal den ersten Umsatzrückgang seit dem März-Quartal 2019 erleiden. Vor diesen Aussichten wirkt die Apple-Aktie aktuell überbewertet. Gelingt es, die Pro-Produktion jedoch schnell wieder auf Vordermann zu bringen, und erweist sich die iPhone- und Services-Nachfrage tatsächlich als resistent in Rezessionszeiten, dürften es sich lohnen, diese leichte Überbewertung in Kauf zu nehmen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.