Nachdem Elon Musk die weltweite Knappheit an Halbleitern bereits zu einem vorübergehenden Problem erklärte und mit „guten Kapazitäten im nächsten Jahr“ rechnet, hat sich nun auch AMD-CEO Lisa Su zur aktuellen Marktsituation geäußert. Und sie klingt weniger optimistisch.
Im Rahmen der Code Conference sagte Su, dass sich die weltweite Halbleiterknappheit erst ab 2022 entspannen dürfte. „Wir haben uns immer in Auf- und Abwärtszyklen bewegt, in denen einmal die Nachfrage, einmal das Angebot überhing,“ erklärte die AMD-Chefin. „Doch dieses Mal ist es anders.“
Während Anfang 2021 viele Branchenexperten mit einer Entspannung bereits in der zweiten Jahreshälfte rechneten, wurden sie in den vergangenen Monaten eines Besseren belehrt. Denn auch die Zulieferer von Fertigungsanlagen haben Probleme mit ihren Lieferketten und der Kapazitätsausbau zieht sich länger als erwartet. Wenn sich also ab 2022 die Angebotssituation verbessere, dürfte dies laut Su nur allmählich geschehen, indem nach und nach weitere Kapazitäten geschaffen werden.
Nvidia-CEO Jensen Huang hat eine ähnliche Einschätzung der Lage. Er rechnet damit, dass der Nachfrageüberhang weit bis ins Jahr 2022 bestehen bleibt. „Wenn sie mich fragen, erwarte ich, dass die Angebotsengpässe noch für einen Großteil des kommenden Jahres anhalten werden“, sagte Huang im Rahmen des jüngsten Earnings-Calls.
Die aktuellen Aussagen der AMD-Chefin sorgen für Vorsicht unter den Anlegern. Die Aktie von AMD verliert im vorbörslichen Handel rund 1,6 Prozent und Nvidia gibt sogar 2,8 Prozent nach. Selbst wenn die langfristig geschlossenen Verträge mit Auftragsfertigern wie TSMC einen gewissen Puffer liefern, steigt aktuell das Risiko, dass AMD und Nvidia künftig Umsatzeinbußen aufgrund des Chipmangels hinnehmen müssen.
Sollten entsprechende Kommentare im Rahmen der kommenden Quartalsberichte fallen, könnte die hohe Bewertung beider Aktien für einen kräftigen Rücksetzer sorgen. AMD wird voraussichtlich am 26. Oktober Zahlen liefern, der Quartalsbericht von Nvidia dürfte am 17. November veröffentlicht werden. In der aktuellen Konsolidierungsphase sollten Anleger bei beiden Papieren jedoch dabeibleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.