Was denn nun? Erst im März hatte JPMorgan allen China-Aktien mit Tech- und Internet-Bezug pauschal das Prädikat „Uninvestierbar“ verliehen. Zwei Monate später bekommen Alibaba und Co jetzt aus derselben Ecke plötzlich Kaufempfehlungen. Dabei waren die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China enttäuschend.
Andererseits wurden schwache Daten angesichts der Covid-Lockdowns in China ohnehin erwartet. Bei JPMorgan meint man nun: „Die erheblichen Unsicherheiten, mit denen der Sektor konfrontiert ist, dürften aufgrund der jüngsten regulatorischen Ankündigungen abnehmen.“
Zudem sei in Bezug auf eine Post-Lockdown-Phase in der chinesischen Wirtschaft damit zu rechnen, dass „frühzyklische Sektoren wie die digitale Unterhaltung, lokale Dienstleistungen und E-Commerce die erste Gruppe von Outperformer sein werden“. Unter anderem wurden Alibaba (Kursziel: 130 Dollar), Netease, Tencent, Meituan und Pinduoduo aufgestuft.
Der Wankelmut von JPMorgan ist lächerlich. Bereits im März war absehbar, dass Chinas Behörden nicht endlos neue Regeln für den Tech-Sektor einführen werden. Andererseits wird die chinesische Führung die Regeln wohl kaum zurücknehmen. Nun wird zudem die chinesische Wirtschaft insgesamt durch knallharte Lockdowns belastet. Ende ungewiss. Klar ist nur, dass die Auswirkungen bereits jetzt spürbar sind. Ein Blick auf die Kursentwicklung bestätigt die AKTIONÄR-Einschätzung: China-Aktien waren im März kein Verkauf, sind aber auch (noch) kein zwingender Kauf.
Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.