In den USA deutet sich eine milliardenschwere Fusion zweier Medien-Giganten an: Der Telekommunikations-Riese AT&T verhandelt laut mehreren Presseberichten über eine Fusion seiner Sparte WarnerMedia mit dem TV-Konzern Discovery Communications. Die Transaktion würde ein neues Unternehmen schaffen, das größer ist als Netflix oder NBCUniversal. Beide Aktien steigen am Montag.
Wie der Finanzdienst Bloomberg und das Wall Street Journal in der vergangenen Nacht übereinstimmend schrieben, sollen alle WarnerMedia-Vermögenswerte von AT&T in das neue Unternehmen einfließen, auch HBO, CNN und das Hollywood-Studio Warner Bros. Discovery fokussiert sich bisher auf Doku-Formate mit Sendern wie Animal Planet und Food Network, auch Oprah Winfreys OWN und HGTV gehören dazu. Die Parteien könnten bereits am Montag eine Einigung verkünden, sagte eine der informierten Personen. Der Deal könne aber auch noch scheitern.
AT&T würde damit weitgehend seine Ambitionen aufgeben, ein großer Player im Mediengeschäft zu sein, für die in den vergangenen Jahren viele Milliarden Dollar ausgegeben wurden.
AT&T hatte für WarnerMedia im Jahr 2018 mehr als 80 Milliarden Dollar bezahlt - und sich dafür hoch verschuldet. Dem Wall Street Journal zufolge könnte die Sparte in dem Discovery-Deal mit 50 Milliarden Dollar samt Schulden bewertet werden.
An der Börse reagieren beide Aktien im deutschen Handel mit Kursaufschlägen. Discovery-Aktien stehen mit einem Plus von über zehn Prozent deutlich vor AT&T, die gut 1,5 Prozent zulegen. AT&T befindet sich seit etwa einem Jahr in einer breiten Turnaround-Bewegung.
Discovery-Papiere waren im März im Zusammenhang mit der Schieflage des US-Hedgefonds Archegos Capital Management unter Druck geraten. Archegos musste in kurzer Zeit wegen Nachschussforderungen Aktien im Wert von mehr als 20 Milliarden Dollar abstoßen, darunter auch Discovery.
Das TV- und Filmgeschäft befindet sich mit dem Vormarsch von Streaming-Diensten gerade in einem tiefgreifenden Wandel, der von der Corona-Pandemie noch einmal beschleunigt wurde. Netflix und Disney+, aber auch Facebook, YouTube und TikTok machen den TV-Formaten das Leben schwer. WarnerMedia versucht aktuell, auf den Zug mit dem Streaming-Angebot HBO Max aufzuspringen, in dem auch Warner-Filme laufen. (Mit Material von dpa-AFX)
Die Fusion wäre eine bedeutende Kehrtwende für den Telekommunikations-Konzern AT&T, der eher für die Wartung von Glasfaser-Leitungen und Mobilfunkmasten sowie als Konkurrent für Telekom-Tochter T-Mobile US bekannt ist. Das teure Engagement im Unterhaltungssektor wurde 2018 vielfach kritisiert. Die Abspaltung von Time Warner könnte nun auf eine fehlgeschlagene Akquisitionsstrategie hinweisen - und gleichzeitig den Start in eine zukunftssicherere Strategie bedeuten.
Bevor jedoch ernsthafte Konkurrenz für Netflix und Disney+ erwächst, werden wohl noch ein paar Jahre vergehen. DER AKTIONÄR hatte AT&T im März 2020 zum Kauf empfohlen und sieht ein Kursziel von 32,00 Euro.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: AT&T.