Die Kurse an der Wall Street zeigten heute ein uneinheitliches Bild. Während der Dow Jones mit einem Plus von 0,7 Prozent die 200-Tage-Linie zurück eroberte, drückten die Hiobsbotschaften von Netflix die Stimmung im Technologiesektor. Paypal litt unter einem gesenkten Kursziel. Und Tesla brachte nachbörslich Quartalszahlen.
Im späten Handel ging dem Dow Jones zwar etwas die Puste aus, doch blieb dem Leitindex zum Schluss ein Plus von 0,7 Prozent auf 35.160,79 Punkte und hangelte sich damit wieder über die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 35.020 Punkten verläuft.
Im marktbreiten S&P 500 und vor allem im technologielastigen Nasdaq 100, wo die Netflix-Papiere notieren, fiel die Entwicklung verhaltener aus. Der S&P 500 schloss mit einem Minus von 0,06 Prozent auf 4.459 Zählern, der Nasdaq 100 gab nach dem starken Vortag um 1,5 Prozent auf 13.998 Punkte nach.
Beige Book: Fed etwas optimistischer
Der Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed brachte keine großen Neuigkeiten. Die Wirtschaft der USA ist laut dem Beige Book mit einem moderatem Tempo gewachsen. Gestützt werde die Wirtschaft durch den erhöhten Konsum im Einzelhandel und von Dienstleistungen. Letztere profitieren von der sich abschwächenden Corona-Pandemie. Die Fed bewertet die Lage nun etwas positiver als zuletzt. Am 2. März hatte sie noch von einem mäßigen bis moderatem Wachstum gesprochen.
Die Industrie entwickelte sich in den meisten Bezirken insgesamt solide, heißt es in dem Bericht. Doch Probleme bei den Lieferketten, die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt und die erhöhten Produktionskosten stellten die Unternehmen weiterhin vor Herausforderungen.
Der Inflationsdruck bleibe hoch, schreibt die Fed. Der Krieg in der Ukraine sorge für starke Preisanstiegen bei Energie, Metallen, Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten. Hinzu kämen verschärfte Probleme bei den Lieferketten, die durch die harten Corona-Maßnahmen in China ausgelöst worden seien. Die meisten Firmen würden von einem anhaltenden Inflationsdruck ausgehen.
Netflix überschattet Tech-Werte
Streaming-Dienst Netflix schockte gestern nachbörslich mit einem Rückgang der Kundenzahlen. Die Netflix-Aktien crashten heute nun um gut 35 Prozent.
Netflix will angesichts der enttäuschenden Entwicklung im abgelaufenen Quartal nun härter bei Nutzern durchgreifen, die ihre Zugangsdaten teilen, und arbeitet an einer günstigeren Version mit Werbung. Die Autoren des aktuellen Bernecker-Aktionärbriefes glauben aber, dass der Konzern den Höhepunkt seines Erfolges bereits hinter sich haben dürfte. Die Konkurrenz schließe auf und für Netflix werde es immer schwieriger, an vergangene Erfolge anzuknüpfen. Der Kapitalbedarf sei entsprechend hoch.
Die Netflix-Enttäuschung setzte zur Wochenmitte auch andere Aktien der Branche unter Druck. Die Papiere des Unterhaltungsriesen Walt Disney etwa, der eigene Streamingangebote hat, verloren 5,6 Prozent. Für die Titel des Audio-Streaming-Dienstes Spotify ging es um gut zehn Prozent bergab und jene des Streaminggeräte-Anbieters Roku verloren sechs Prozent.
Big Blue mit Kurssprung
Der Computer-Konzern IBM übertraf dagegen in den vergangenen drei Monaten die Erwartungen, was die Aktien an der Dow-Spitze um 7,1 Prozent steigen ließ. Der Konzern profitierte von Zuwächsen im Geschäft mit Software und Beratung. Die Abspaltung des eher klassischen IT-Servicegeschäftes zahle sich für IBM immer mehr aus, hieß es von den Analysten der DZ Bank.
Um 2,7 Prozent nach oben ging es für die Anteile von Procter & Gamble (P&G). Der Konsumgüter-Konzern punktete mit starken Quartalszahlen und hob erneut das Ziel für das organische Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr an.
Tesla-Aktien gehörten bis zur Schlussglocke mit einem Minus von fünf Prozent zu den schwächsten Werten im S&P 500. Doch die dann veröffentlichten Quartalszahlen versöhnten die Anleger. Nachbörslich stieg das Papier des Elektroauto-Pioniers um gut vier Prozent auf 1.017 Dollar. (Mit Material von dpa-AFX)