Starker Wochenstart der Wall Street. Die Sorgen der Anleger wegen der jüngsten Turbulenzen im US-Bankensektor haben am Montag spürbar nachgelassen. Auf breiter Front konnten Bank-Aktien zulegen – kleinere wie große. Stützend wirkten auch die Aussagen von US-Notenbank-Mitglied Michael Barr.
Der stellvertretende Vorsitzende der Fed für die Bankenaufsicht hat die Maßnahmen der Aufsichtsbehörden inmitten der Turbulenzen im Bankensektor verteidigt und gesagt, dass das Bankensystem "solide und widerstandsfähig" sei.
Laut einem Redetext für eine Anhörung am morgigen Dienstag sagte Barr: "Wir werden die Bedingungen im Bankensystem weiterhin genau beobachten und sind bereit, bei Bedarf alle unsere Instrumente für Institute jeder Größe einzusetzen, damit das System sicher und solide bleibt." Den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) nannte er einen "Lehrbuch-Fall von Missmanagement".
Die US-Standardwerte-Indizes legten am Montag auf recht breiter Front zu. Zum Handelsschluss gewann der Dow Jones Industrial um 0,6 Prozent auf 32.432 Punkte und damit wieder knapp über dem GD200. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,2 Prozent auf 3.977,53 Zähler.
Der Nasdaq 100 allerdings, der schon kurz nach dem Handelsstart in die Verlustzone gedreht war, gab um 0,7 Prozent auf 12.673 Punkte nach.
Laut Craig Erlam, Marktanalyst beim Broker Oanda UK & EMEA, sind die Anleger insgesamt erleichtert, dass das Wochenende keine neuen Unruhen im Bankensektor gebracht habe, "denn das war eindeutig die Befürchtung gewesen, die am Freitag vorgeherrscht hatte". Stattdessen fand sich ein Käufer für Teile von SVB, deren Kollaps neben den gravierenden Problemen von Credit Suisse (CS) die jüngsten Verwerfungen an den Börsen ausgelöst hatte. Mut und Risikobereitschaft, in die Banken-Branche zu investieren, stiegen damit wieder.
Randnotiz: Der Chef der saudischen Nationalbank, Ammar Al-Khudair, der mit seinen Aussagen zu keinen weiteren Unterstützungen der CS in der vorletzten Woche den Untergang der Schweizer Großbank einleitete, tritt zurück. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Zudem schrieb Bloomberg, dass die US-Regierung weitere Unterstützungen für die First Republic Bank erwägt, um dieser mehr Zeit zur Verbesserung ihrer Bilanz zu geben. Die Anteile der Bank stiegen zeitweise um 25 Prozent, zuletzt lagen sie noch fast 13 Prozent im Plus. Andere Regionalbanken wie etwa PacWest, Comerica und Western Alliance stiegen um bis zu knapp sechs Prozent.
Dass SVB in wesentlichen Teilen von First Citizens Bank übernommen wird, ließ die Aktien der Muttergesellschaft First Citizens BancShares um 53 Prozent nach oben schnellen. Am 10. März war das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Geldhaus SVB unter staatliche Kontrolle gekommen, da es in eine Schieflage geraten war.
Nach den jüngsten Kursverlusten der Branchengrößen legten auch diese wieder zu: Für die Papiere von JPMorgan ging es um 2,9 Prozent hoch und für Goldman Sachs um 1,9 Prozent. Im S&P 100 erholten sich die Anteile von Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America um bis zu fünf Prozent.
Magerster Wert im S&P 500 Index war Carnival mit einem Kursabschlag von 4,7 Prozent. Dabei hatte der Kreuzfahrten-Konzern über den Erwartungen ausgefallene Quartalszahlen vorgelegt.
Auch die Papiere von Impfstoff-Herstellern wurden gemieden. BioNTech aus Mainz enttäuschte zur Vorlage seines Quartalsberichts mit Aussagen zu erwarteten Covid-19-Impfstoff-Umsätzen. An der Nasdaq ging es daraufhin um gut drei Prozent abwärts, während die Aktien des größeren Partners Pfizer um 0,5 Prozent nachgaben. Die Anteile der Biontech-Konkurrentin Moderna gaben im Nasdaq-100-Index um 1,5 Prozent nach.
(Mit Material von dpa-AFX)