Einen volatilen Sommer an den Finanzmärkten erwartet Fondsmanager Manfred Schlumberger vom deutschen Vermögensverwalter StarCapital. Dank der Mischung aus guten Fundamentaldaten und der lockeren Geldpolitik der Notenbanken sollten die Börsen jedoch mittelfristig noch Luft nach oben haben. Der DAX sollte am Jahresende deutlich höher notieren.
Industrie und Aktienmärkte strotzen vor Zuversicht
"Die Einkaufsmanagerindizes deuten auf ein starkes Wirtschaftswachstum in den nächsten sechs Monaten hin", analysiert Kapitalmarktstratege Schlumberger. Das nehme die Börse bereits vorweg. Während sich die Industrie schon seit Monaten im Aufschwung zeigt, dürfte dem Portfoliomanager zufolge nun vor allem der Dienstleistungssektor vor einem Boom stehen. "Die Leute verfügen derzeit einfach über viel Geld", das nicht nur in Aktien geflossen ist, sondern zu einem guten Teil auch für den privaten Konsum bereitsteht. Unternehmungen, die über längere Zeit nicht oder nur eingeschränkt möglich waren, wie etwa Urlaub, Konzert- oder Gastronomiebesuche, dürften in den kommenden sechs bis zwölf Monaten überdurchschnittlich gefragt sein.
Monetäre Seite sieht weiter phänomenal aus
Der erwartete Nachfrageboom wird zwangsläuig die Teuerung in Deutschland anheizen, so der Experte. "Gerade bei den Mietwagenpreisen, bei Flug- und Pauschalreisen, aber auch in Restaurants und Kneipen werden wir schon in diesem Sommer Preisanpassungen nach oben beobachten können", sagt Schlumberger. Die steigenden Inflationsdaten würden ihm bislang aber noch keine Sorgenfalten auf die Stirn zaubern. Ein Tapering, also eine vorsichtige Straffung der zuletzt ultralockeren Geldpolitik, durch die Notenbanken sieht Schlumberger "frühestens im kommenden Jahr". Die Fed hat gemeldet 2023 erste Zinsschritte vorzunehmen.
Positiv bewertet Schlumberger die Entwicklung, dass viele jüngere Menschen die Börse für sich entdeckt haben. Auch wenn diese Altersgruppe die Börse nach seiner Einschätzung "eher wie ein Spielcasino betrachtet" und viele nervöse Hände dabei sein dürften. "Die Chancen, dass die neue 'Generation Aktie' in den kommenden Monaten gute Erfahrung mit ihren Aktieninvestments machen wird, stehen gut", so der Experte. Die Fundamentaldaten und monetären Rahmenbedingungen sprächen für tendenziell weiter steigende Kurse.
Chancen sieht der Portfoliomanager vor allem in Europa: "Europa hat den stärksten Nachholbedarf und die höchste Dynamik aufgrund der laufenden Impfkampagne", plädiert Schlumberger dafür, europäische Aktien in den kommenden Monaten überzugewichten. Ob das deutsche Börsenbarometer DAX die Marke von 16.000 Punkten noch in diesem Sommer überschreiten kann, ist sich der StarCapital-Stratege nicht sicher. "Spätestens im vierten Quartal rechne ich aber mit einem DAX-Stand von deutlich über 16.000 Zählern."