Die Europäische Zentralbank hat entgegen den Erwartungen der meisten Marktteilnehmer die Leitzinsen im Euroraum um 25 Basispunkte angehoben. Der Hauptrefinanzierungssatz (oberster Kreditzins) liegt damit künftig bei 4,50 Prozent. An den Märkten löst die Entscheidung der Währungshüter wilde Reaktionen aus.
Im Kampf gegen die weiter hohe Inflation hat die EZB die Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben. Man sei entschlossen, die Inflation auf zwei Prozent zurückzusetzen und werde die Zinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau setzen. Die Inflation bleibe für zu lange zu hoch, heißt es in der Begründung der Entscheidung.
Weiter heißt es, dass die EZB bereit sei, alle Instrumente flexibel anzupassen. Das Dilemma: Die hohen Zinsen erschweren die Finanzierungsbedingungen, was wiederum die Nachfrage zunehmend belastet. Für 2024 geht die EZB nur noch von einem BIP-Wachstum von 1,0 Prozent aus, statt 1,5 Prozent zuvor. Im Jahr 2025 rechnen die Währungshüter jetzt mit 1,5 Prozent Wachstum und nicht mehr mit 1,6 Prozent.
An den Aktienmärkten steigen die Kurse. Offensichtlich beflügelt die Aussage, dass die Zinsen auf einem Niveau seien, das eine Rückkehr zur Zielinflation ermöglicht. Der Euro kostet hingegen nur noch 1,07 Dollar.
Die Aussagen der EZB lassen den Schluss zu, dass die Zinsen das mehrfach ausgerufene Zinsplateau erreicht haben. Kurzfristig sind das positive Signale für den DAX. Damit der Markt neue Höchstkurse sieht, müssen sich aber die Wachstumsaussichten für die Unternehmen verbessern. Das dürfte sich noch eine Weile hinziehen.