Die Europäische Zentralbank hat wie erwartet den Leitzins in der Eurozone unverändert gelassen. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt weiterhin bei 4,50 Prozent. In einer ersten Reaktion steigen die Kurse am deutschen Aktienmarkt marginal. Spannender wird jedoch die Pressekonferenz mit Christine Lagarde um 14:30 Uhr.
Positiv dürfte bei den Anlegern ankommen, dass die Notenbanker ihre Projektion für die Inflationsrate deutlich senken. Für 2023 wird jetzt eine Teuerungsrate von 5,4 Prozent erwartet, 2024 soll sie sich halbieren. Ursprünglich lagen die Schätzungen bei 5,6 respektive 2,7 Prozent. 2025 wird jetzt eine Teuerungsrate von 2,1 Prozent erwartet.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung, dass die EZB weiterhin einem datenabhängigen Pfad folgen wird und die Zinsen auf einem "ausreichend restriktiven" Niveau gehalten werden. Hier unterscheidet sich das Wording von der Fed, die drei Zinssenkungen für 2024 in Aussicht gestellt hat.
Das EZB-Präsidium hat ferner die Erwartungen für das BIP-Wachstum in der Eurozone gesenkt. Für 2023 wird nur noch ein Plus von 0,6 (vorher: 0,7) Prozent erwartet. 2024 soll die europäische Wirtschaft um 0,8 (1,0) Prozent wachsen, 2025 und 2026 um 1,5 Prozent.
Die Erwartungen einiger Marktteilnehmer zum Anleihekaufprogramm PEPP haben sich indes nicht erfüllt. Die EZB wird die Käufe in der zweiten Jahreshälfte reduzieren und am Jahresende 2024 abschließen. An den Märkten wurde darüber spekuliert, dass die Käufe früher einstellen werden könnten.
Die Entscheidung der EZB, die Zinsen unverändert zu lassen, ist keine Überraschung. Etwas enttäuscht dürften manche Anleger auf die Aussagen zur weiteren Vorgehensweise reagieren. Da aber die Wall Street das Tempo vorgibt, dürften die Auswirkungen hierzulande – auch von der Pressekonferenz – unerheblich sein.