Die Rede von Fed-Chef Jerome Powell nach der jüngsten Zinsentscheidung und die anschließenden Arbeitsmarktdaten haben einige Investoren auf dem falschen Fuß erwischt, insbesondere diejenigen, die auf fallende Aktienkurse gesetzt hatten. Statt „higher for longer“ (in Bezug auf die Zinsen) lautet die Devise nun „Schlechte Daten sind gute Daten.“ Soll heißen: Der Markt erwartet jetzt eine Zinswende in den USA bereits Mitte 2024. Jede schlechte Nachricht den Arbeitsmarkt oder die Konjunktur betreffend würde diese These untermauern.
Die Pessimisten sind zwar noch in der Überzahl, doch einige Bullen sind auf das Börsenparkett zurückgekehrt. Aktienstratege Larry Adam von Raymond James hält sogar eine Jahresendrally für möglich. Die Straffung der Fed sei fast abgeschlossen, obwohl die Zentralbank die Tür für weitere Zinserhöhungen offen gehalten habe, schrieb Adam vor Kurzem an seine Kunden. Seiner Ansicht nach setzt Powell darauf, dass der Anstieg der langfristigen Anleiherenditen die Arbeit der Fed übernimmt. Sollte erwartungsgemäß die Wirtschaft wieder langsamer wachsen und sich der Arbeitsmarkt weiter abkühlen, sollte dies für Aktien positiv sein. In der Regel steige der S&P 500 in den zwölf Monaten nach der letzten Zinserhöhung der Fed um 14 Prozent“, so Adam.
Zudem sehen die saisonalen Trends günstig aus. Der Markt neige dazu, sich nach dem üblichen Tiefpunkt Mitte Oktober im November und Dezember zu erholen. 2023 und 2022 hätten sich Aktien eng an diese saisonalen Muster gehalten. „Glücklicherweise haben wir zwei der stärksten Monate des Jahres vor der Brust, wobei der S&P 500 durchschnittlich um 1,5 Prozent und 1,2 Prozent im November respektive Dezember zulegt.“ Zu guter Letzt stimmt Adam das bearishe Sentiment, das man an Indikatoren wie dem Fear & Greed Index oder der US-amerikanischen AAII-Umfrage ablesen kann, bullish. Diese seien zuverlässige Kontraindikatoren.
Adam sollte auch einen Blick auf die Kursverläufe der großen Indizes werfen. S&P 500, Nasdaq 100 und Dow Jones haben den 50-Tage-Durchschnitt zurückerobert und damit Kaufsignale geliefert. Der DAX hat vor diesem Hintergrund noch Nachholbedarf (siehe DAX-Check), ist aber auch nicht mehr weit entfernt.
In der aktuellen Ausgabe stellt DER AKTIONÄR zehn Titel vor, die während einer potenziellen Jahresendrally zu den Outperformern gehören sollten. Neben fünf Nachzüglern umfasst die Liste fünf Top-Performer des Jahres, die auch unter Window-Dressing-Gesichtspunkten weiter steigen dürften.