Aus dem heutigen Börsen.Briefing. – dem börsentäglichen Newsletter von DER AKTIONÄR und finanztreff.de: Die Türkei hat große Probleme. Mit der Wirtschaft, mit der Inflation. Die Teuerungsrate betrug am Bosporus im Oktober knapp 12 Prozent. Die Türkische Lira stürzte immer weiter ab. Am vergangenen Freitag wurde gegen Euro und US-Dollar ein neues Allzeittief markiert. Doch seitdem legt die Türkei-Währung plötzlich wieder zu.
Der Grund: Nach der überraschenden Abberufung des Notenbank-Chefs und des Rücktritts des Finanzministers hat sich der neue Notenbank-Chef des Landes, Naci Agbal, zu Wort gemeldet. "Notwendige geldpolitische Entscheidungen werden unternommen", so der neue Notenbank-Gouverneur am vergangenen Montag.
Und: Präsident Recep Tayyip Erdogan hat zur Überraschung vieler Marktbeobachter gestern eingeräumt, dass die Türkei im Kampf gegen die hohe Inflation womöglich "bittere Pillen" schlucken müsse. Bislang plädierte er vehement für weiter fallende Zinsen. Eine dringend benötigte, weitere Zinserhöhung zur Stabilisierung der Lira wird nun wahrscheinlicher.
Die Lira erreicht am Donnerstagmittag wieder die Marke von 0,11 Euro. Seit dem Allzeittief bei knapp unter 0,10 Euro am 6. November hat die Währung also über zehn Prozent aufgeholt.
Analysten gehen nach den Erdogan-Aussagen davon aus, dass die türkische Notenbank ihre jüngste Geldpolitik ändern und die Zinsen deutlich anheben wird. Nach Einschätzung des Devisenexperten Tatha Ghose von der Commerzbank sei ein solcher Schritt "sehr wahrscheinlich".
Beobachter befürchten aber, dass der türkische Präsident auf lange Sicht an seiner unorthodoxen Auffassung festhalten könnte, dass ein hoher Leitzins nicht ein Mittel gegen die Inflation ist, sondern ihre Ursache. Das widerspricht der gängigen Wirtschaftslehre.
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