Der Euro steigt auf 1,34 Dollar, markiert damit ein neues Acht-Monats-Hoch und durchbricht den langfristigen Abwärtstrend. DER AKTIONÄR nennt ihnen zwei Gründe für diese Währungsrallye.
Erster Grund: Die USA ist ein Aktien-Riese
Der erste Grund für den steilen Anstieg des Euros ist der Anteil der USA an der weltweiten Marktkapitalisierung. Dieser beläuft sich allein an den beiden größten Börsen der USA, der NYSE und der NASDAQ, auf rund 35 Billionen Dollar. Insgesamt haben die mehr als 50.000 gelisteten Aktiengesellschaften weltweit eine Marktkapitalisierung von rund 85 Billionen Dollar.
Der Dollar ist damit jedoch auch stärker von den Kursschwankungen der Börsen betroffen. Denn herrscht an den weltweiten Aktienmärkten ein enormer Verkaufsdruck – wie aktuell durch den Coronavirus – werden anteilig auch mehr US-Aktien verkauft, was wiederum Dollar in Umlauf bringt und den Dollar schwächt.
Würde nun wieder Kauflaune vorherrschen, stiege die Nachfrage nach Dollar, mit denen beispielsweise Euro-Anleger US-Aktien kaufen, und der Dollar würde gegenüber dem Euro wieder steigen. Ganz allgemein gesprochen ist also eine positive Korrelation festzustellen: Fallen US-Aktien, steigt EUR/USD. Steigen US-Aktien, fällt der EUR/USD.
Zweiter Grund: Zinssenkung der US-Notenbank
Der zweite Grund liegt in Senkung des Leitzinses durch die US-Notenbank Fed um einen halben Prozentpunkt. Mit der Senkung soll den „Risiken für die wirtschaftliche Aktivität“ durch den Coronavirus entgegengewirkt werden.
Wenn eine Notenbank die Zinsen senkt oder von den Märkten eine Senkung erwartet wird, sinken auch die Renditen der jeweiligen Staatsanleihen und Investoren neigen dazu, ihr Kapital in anderen Staaten und damit Währungen anzulegen, die mit höheren Renditen, also einem höheren Zinssatz locken. Der Dollar schwächt ab.
Hebt eine Notenbank den Zinssatz, wertet dies die Währung des jeweiligen Landes auf, da höhere Zinsen höhere Renditen versprechen und dadurch mehr ausländische Investoren angelockt werden. Dies steigert die Liquidität einer Währung und erhöht auch den Wechselkurs.
Im Vergleich zur Fed hält sich die Europäische Zentral Bank (EZB) zudem noch mit Zinssenkungen zurück. Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, versicherte jedoch, dass die EZB „geeignete und gezielte Maßnahmen ergreife, soweit dies notwendig und den zugrundeliegenden Risiken angemessen ist.“
Anders als in den USA sind die Zinsen im Euroraum jedoch schon jetzt auf einem historischen Tiefpunkt angelangt, Experten erwarten nicht, dass eine Anpassung der Zinsen von minus 0,5 auf minus 0,7 Prozent Unternehmen zur Kreditaufnahme und Konsumenten zum Geldausgeben motivieren würde.
Augenscheinlich ist kein Ende der Dollar-Schwäche in Sicht, vor allem da der Ausgang der Viruskrise noch in den Sternen steht und eine weitere Senkung des Leitzinses durch die Fed nicht auszuschließen ist.
Währungs-Experten der UBS erwarten jedoch, dass der Dollar mit sich erholenden Märkten einen massiven Rebound erfahren wird und sich der Euro zwischen 1,10 und 1,12 Dollar einpendelt. Auch DER AKTIONÄR rechnet mit diesem Szenario und setzt in der aktuellen Ausgabe mit einem entsprechenden Zertifikat darauf.