Am Donnerstag schlug die positive Stimmung nach der EZB-Pressekonferenz abrupt in Verkäufe um. Der DAX rauschte etwa 300 Punkte in die Tiefe. Vor dem Wochenende nun orientieren sich die Anleger neu. Doch es gibt auch News, die Einfluss auf die Kurse nehmen - zum Beispiel auf Bayer, Telekom und Wirecard.
Nach der enttäuschenden Reaktion der Anleger auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Vortag dürften sich die Kurse am deutschen Aktienmarkt auch heute zunächst wenig verändern. Kurz vor Xetra-Handelsstart wurde der DAX 0,1 Prozent höher taxiert auf 12.374 Punkte.
Am Donnerstag hatten Aussagen des EZB-Präsidenten Mario Draghi zu Konjunktur und Geldpolitik nicht mehr ausgereicht, um Investoren zu weiteren Käufen zu bewegen. Die Kurse waren stattdessen unter Druck geraten, der DAX rutschte vom Tageshoch etwa 300 Punkte in die Tiefe.
Der konjunkturelle Ausblick werde immer schlechter und schlechter, hatte Draghi gesagt. Die wichtigsten Belastungsfaktoren seien der Protektionismus, weltpolitische Entwicklungen sowie die Lage in den Schwellenländer. Er verwies auch auf die wachsende Wahrscheinlichkeit für einen Brexit ohne Abkommen. Vor allem die Industrie leide unter der aktuellen Entwicklung. Eine Rezession erwartet Draghi aber nicht. Er verwies auf den robusten Dienstleistungssektor und die Bauwirtschaft. - Was heute von Anlegern beachtet werden sollte.
Vorgaben aus den USA
Der Glaube an weiterhin großzügige Währungshüter war den Anlegern an den US-Börsen am Donnerstag kein Kaufargument mehr. Am Tag nachdem der marktbreite S&P 500 und die Nasdaq-Indizes neue Rekorde schrieben, ging es nun für alle New Yorker Indizes bergab. Der Dow Jones Industrial fiel um 0,5 Prozent auf 27.141 Punkte. Das Kursbarometer der Wall Street erlitt so seinen größten Tagesverlust seit einem Monat.
Vorgaben aus Fernost
Die schwache Verfassung der globalen Aktienmärkte hat am Freitag auch auf die Märkte in Asien abgestrahlt. In Japan gab der Nikkei 225 um 0,5 Prozent auf 21.659 Punkte nach. In Hongkong büßte der Hang Seng ebenfalls 0,5 Prozent ein und der CSI 300 an Chinas Festlandbörsen sank um 0,2 Prozent. Die Märkte folgten damit der schwächeren Verfassung der US-Börsen.
Unternehmens-News
Unter den Einzelwerten könnten die Aktien von Bayer zu den Gewinnern zählen. Der Pharma- und Agrarchemie-Konzern kommt in einem der wichtigen Glyphosat-Prozesse in den Vereinigten Staaten mit einer deutlich geringeren Strafzahlung davon. Bayer ist dort aber noch mit mehr als 13.400 Klagen wegen angeblicher Krebsgefahren von Produkten des von Bayer übernommenen US-Herstellers Monsanto konfrontiert. Auf der Handelsplattform Tradegate notierten die Bayer-Aktien etwa 1,5 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom Donnerstag.
Update: Wirecard könnte von einer neuen Kooperation in Rumänien profitieren. Mit dem größten rumänischen Online-Verkäufer eMAG haben die Deutschen eine innovative digitale Echtzeit-Zahlungslösung entwickelt. eMAG hat auch weitere Märkte wie Bulgarien, Ungarn und Polen erschlossen und machte zuletzt einem Jahresumsatz von über eine Milliarde Euro. Außerdem könnte die Wirecard-Aktie von der gestrigen Umsatzprognose-Senkung des Branchen-Wettbewerbers Paypal beeinflusst werden. Die Aktie des amerikanischen Online-Bezahldienstes verlor gestern nachbörslich gut fünf Prozent. Paypal hatte allerdings auch gute Ergebnisse für das abgelaufene zweite Quartal vorgelegt.
Auch die T-Aktie könnte sich heute deutlicher bewegen, vorbörslich steigt sie um ein halbes Prozent. Das US-Justizministerium will noch heute eine Aussage zu der seit langem angestrebten Fusion der Telekom-Tochter T-Mobile US mit dem Konkurrenten Sprint treffe. Die US-Tochter der Bonner hatte gestern gute Quartalszahlen vorgelegt. Nach Abzug von Kündigungen kamen im zweiten Quartal 710.000 neue Telefonverträge unter eigener Marke dazu. Damit wurden die Erwartungen übertroffen. Auch der Gewinn lag mit einem Anstieg um 20 Prozent im Jahresvergleich auf 939 Millionen Dollar (842 Mio. Euro) über den Prognosen. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 11 Milliarden Dollar.
Quartalszahlen
Der im MDAX der mittelgroßen Werte notierte Bausoftware-Hersteller Nemetschek überraschte im zweiten Quartal mit viel Gewinn. Das Unternehmen profitierte insbesondere vom Trend zur Digitalisierung von Bauunternehmen und Architekturbüros. Auf Tradegate zogen die Anteilsscheine um rund 4 Prozent an.
Gute Nachrichten kamen auch von Cancom: Der im Nebenwerte-Index SDAX gelistete IT-Dienstleister verzeichnete im zweiten Quartal ein strammes Umsatzwachstum. Damit schnellten die Papiere auf Tradegate um knapp 5 Prozent in die Höhe.
Unter anderem folgende Unternehmen legen heute ebenfalls ihre Quartalszahlen vor: Audi, Befesa, Colgate-Palmolive, EdF, Eni, Nestlé, Renault, McDonald's, Twitter, Vodafone und Washtec.
Konjunkturdaten
Von konjunktureller Seite her wird es ein eher ruhiger Tag. Um 10 Uhr gibt es von der Bundesbank neue Zahlen zum Falschgeld. Wichtig wird die erste Veröffentlichung der US-BIP-Zahlen für das zweite Quartal um 14.30 Uhr. Um 16 Uhr folgt dann das US-Verbrauchervertrauen.
Mit Material von dpa-AFX