Chinas Behörden haben am Mittag (MEZ) die lokalen Regierungen aufgefordert, sich auf den möglichen Zusammenbruch der China Evergrande Group vorzubereiten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Beamte. Der DAX gibt zeitgleich einen Teil seiner Gewinne ab.
Laut Dow Jones seien die Behörden nicht bereit, den hoch verschuldeten Immobilienentwickler zu retten. Es heißt, dass Evergrande einen Schuldenberg von 305 Milliarden Dollar vor sich herschiebt. Stattdessen sollen sich die Behörden auf die Folgen eines Konkurses vorbereiten. Dem Bericht nach bezeichneten die Beamten die angeordneten Maßnahmen als "Vorbereitung auf einen möglichen Sturm".
Lokale Regierungsbehörden und staatliche Unternehmen hätten die Weisung erhalten, erst in letzter Minute rettend einzugreifen, falls der Immobilienentwickler seine Angelegenheiten nicht selbst in geordneter Weise regeln könne. Es sei der Auftrag der lokalen Regierungen, Unruhen zu verhindern und die Folgen für Hauskäufer und die Wirtschaft im Allgemeinen zu begrenzen, indem sie beispielsweise Arbeitsplätze sicherten.
Evergrande muss in der nächsten Zeit mehrere Anleihezahlungen leisten. Die lokalen Regierungen sollen laut Dow Jones angewiesen worden sein, die Finanzen rund um die Geschäfte von Evergrande in ihren jeweiligen Regionen durch Wirtschaftsprüfer und Rechtsexperten untersuchen zu lassen. Außerdem seien sie angewiesen worden, mit staatlichen und privaten Immobilienentwicklern vor Ort zu sprechen, die lokale Immobilienprojekte übernehmen könnten. Auch sollten Teams aus Ordnungshütern gebildet werden, um gegen Protestaktionen vorgehen zu können. Sprecher von Evergrande und des Informationsbüros des chinesischen Staatsrats konnten nicht zu einer Stellungnahme bewegt werden.
Die Nachricht hat am Mittag für einen Rückgang der Kurse am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Der DAX musste in der Spitze etwa 80 Zähler abgeben. Die Marke von 15.600 hat aber bisher gehalten.
Der Fall Evergrande sollte nicht völlig abgehakt werden. Seit Montag hat der DAX zwar 600 Zähler zulegen können, doch sollte der Immobilienentwickler tatsächlich pleite gehen, könnte dies zumindest auf kurze Sicht zu starken Kursverlusten führen. Die Richtung im DAX zeigt nach oben, doch sollten Anleger noch nicht all in gehen.