Auf der anderen Seite des Atlantiks schürten Konjunkturdaten zuletzt neue Zinssorgen der Anleger. Das sorgt für Zurückhaltung der Käufer. Hierzulande stützt indes die laufende Berichtssaison viele Kurse. Insgesamt dürfte der Markt etwas durchschnaufen. Und es gibt einen 'neuen' DAX-Wert. Der Wochenausblick.
Am Freitag haben wieder aufgeflammte Inflations- und Zinssorgen einen kleinen Kursrutsch am deutschen Aktienmarkt ausgelöst. Nach einem überraschend deutlichen Preisanstieg in den USA brach der Leitindex DAX letztlich aus seiner jüngsten Handelsspanne nach unten aus und fiel unter die viel beachtete 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend signalisiert.
Letztlich ging der DAX bei 15.209 Punkten ins Wochenende. Dort verläuft derzeit der seit Oktober intakte Aufwärtstrend. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Minus von 1,8 Prozent.
Enttäuschende Inflationsdaten aus den USA
In den USA fiel der anhand der Konsumausgaben ermittelte Preisindex PCE für Januar deutlich höher als erwartet aus. US-Notenbanker haben für ihre Geldpolitik bevorzugt den Preisindikator PCE im Blick. Es wird nun erwartet, dass die Fed weiterhin entschlossen und mit mehreren Zinserhöhungen gegen die immer noch hohe Inflation vorgeht. Höhere Zinsen aber lassen Anleihen gegenüber Aktien attraktiver erscheinen.
Zuvor war bekannt geworden, dass Deutschland nach einem überraschend deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung zum Jahresende 2022 auf eine Winterrezession zusteuert.
Anlegerstimmung in Spannungsverhältnis
Den Rückschlag wegen des russischen Einmarschs in der Ukraine hat der DAX jedoch längst aufgeholt, eine erhoffte geldpolitische Wende bleibt aber außer Sichtweite. Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank sieht den Leitindex daher in einer "stabilen Seitenlage". Im Januar hatte er um 8,7 Prozent zugelegt, im Februar hat er bisher vergleichsweise bescheiden zugelegt – dies vor allem wegen des guten Monatsstarts. Seitdem bleiben Fortschritte aus.
Laut Halver steht die Anlegerstimmung im Spannungsverhältnis zwischen einer sanften Landung der Konjunktur und den wieder größer gewordenen Zinsängsten. Letztere erhielten am Freitag durch aktuelle Inflationsdaten aus den USA neue Nahrung. Der sogenannte PCE-Deflator fiel etwas höher aus als von Experten erwartet. Anleger werten dies als Zeichen, dass die hohe Inflation nicht nachlässt und die Fed unter Handlungsdruck bleibt.
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Inflationszahlen aus Deutschland und Eurozone erwartet
Die Krux ist, dass es im Kampf gegen die Inflation den geldpolitischen Spielraum der Notenbanken erhöht, wenn die Wirtschaft ordentlich läuft, während die Verbraucherpreise hoch bleiben. Am Mittwoch und Donnerstag dürften daher auch neue Inflationszahlen aus Deutschland und der Eurozone die Blicke auf sich ziehen, die womöglich noch keine große Entlastung bringen.
Laut der Commerzbank dürfte billigere Energie die Inflationsrate im Euroraum im Februar voraussichtlich von 8,6 auf 8,1 Prozent drücken. Robert Greil von der Privatbank Merck Finck hält erst im März einen stärkeren Rückgang der Verbraucherpreise für möglich – dann aber auch wegen eines Basiseffekts der Energiepreise, die nach Kriegsbeginn vor einem Jahr deutlich nach oben gesprungen waren.
"Bedeutsamer dürfte aus Sicht der EZB jedoch sein, dass die Kerninflationsrate bei hohen 5,3 Prozent verharrt", so der Chefvolkswirt Jörg Krämer. Dies zeige, dass der Preisauftrieb unverändert hoch sei. In der Kernrate werden Schwankungen der Energie- und Lebensmittelpreise außen vor gelassen.
US-Notenbank erhöht wohl um 50 Basispunkte
Was Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine betrifft, hat sich laut dem Baader-Experten Halver an den Finanzmärkten "ein Gewöhnungseffekt eingestellt". Zum Jahrestag der Invasion entspreche eine Lösung des Konflikts zwar der "Quadratur des Kreises", also einer unlösbaren Aufgabe. "Doch solange schwere Eskalationen ausbleiben, wie zum Beispiel Waffenlieferungen Chinas an Russland, bleiben auch Schocks an den Finanzmärkten aus", glaubt Halver.
Laut Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel werden die Maßnahmen der Notenbanken vorerst weiter den Weg am Aktienmarkt weisen. Er glaubt, dass neben der US-Notenbank Fed auch die europäischen Währungshüter vorerst bei ihrem restriktiven Kurs bleiben. Eine Leitzinserhöhung der EZB um 0,50 Prozentpunkte bezeichnete er Mitte März als "so gut wie sicher".
Berichtssaison geht weiter
Abseits der Inflationszahlen dürften in der neuen Woche konjunkturell die ISM-Indizes aus den USA im Fokus stehen, die am Mittwoch und Freitag veröffentlicht werden – zuerst für die Industrie und später für den Dienstleistungssektor. Ökonom James Knightley von der ING hält zumindest in Teilen eine Korrektur der Stimmungsindizes für möglich. Starke Januar-Zahlen könnten demnach vor allem mit relativ warmen Temperaturen in Zusammenhang gestanden haben.
Die Berichtssaison nimmt in den kommenden Tagen ihren Lauf: Am Dienstag gibt es unter anderem die Jahreszahlen von Bayer. Am Mittwoch folgt Beiersdorf und am Donnerstag steht unter anderem Merck auf der Berichtssaison-Agenda. Am Freitag wird diese abgerundet mit Resultaten von Lufthansa. Geschäftszahlen kommen im Wochenverlauf unter anderem auch von Aixtron, Borussia Dortmund, Evonik, flatexDegiro, ProSiebenSat.1, Puma und Sixt.
Kleine Änderung in DAX, MDAX und SDAX
Außerdem werden am Montag die bereits bekannten Umbesetzungen in den Indizes der Dax-Familie wirksam. Nach dem Linde-Rückzug vom Frankfurter Börsenparkett ist die Commerzbank wieder ein DAX-Mitglied. In den MDAX rückt dafür der Windkraft-Anlagenbauer Nordex auf, dessen Platz im SDAX die Deutsche Beteiligungs AG einnimmt. (Mit Material von dpa-AFX)
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