Die Commerzbank hat zuletzt von der Aussicht auf steigende Zinsen und Übernahme-Fantasie profitiert. Letztere erhält neue Nahrung durch einen Kreise-Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach ist das Finanzministerium offen für einen Verkauf der Staatsbeteiligung an ein anderes europäisches Geldinstitut – sollte der Kurs der Aktie (weiter) anziehen.
Konkret haben Vertreter des von Christian Lindner geführten Bundesfinanzministeriums das Thema bei Spitzenmanagern potenzieller Kaufinteressenten in Europa angesprochen, heißt es in dem Bloomberg-Bericht. Bei einer Übernahme müsse sichergestellt werden, dass die Bank die deutsche Wirtschaft weiterhin unterstütze und im Land verankert bleibe.
Die informellen Kontakte sind ein deutliches Indiz dafür, dass Scholz und Co nach einem Ausstieg aus der Bank suchen. Die zweitgrößte deutsche Privatbank wurde während der Finanzkrise (im Jahr 2009) mit Milliarden an Steuergeldern gerettet wurde. Die Bundesregierung hält noch 15,6 Prozent an der Commerzbank, etwa dreimal so viel wie der nächstgrößte Aktionär BlackRock.
Vor einem Verkauf sähe die Ampel-Koalition gerne eine weitere Erholung des Aktienkurses der Commerzbank, nicht nur, um die eigenen Verluste zu begrenzen, sondern auch, um die relative Position der Bank zu stärken, sagten die Personen. Die Politik sähe den Verkauf des Anteils gerne als Beitrag zu einer Fusion, doch ist der Börsenwert der Commerzbank vergleichsweise so niedrig, dass es am Ende eher zu einer Übernahme kommen dürfte.
Apropos Börsenwert: Seit Mitte Mai sind die Commerzbank-Aktien mit dem Branchentrend und wegen wieder aufgeflammter Übernahmefantasie schon gut gelaufen. Dabei war in Medienberichten erneut ein mögliches Interesse der italienischen Unicredit thematisiert worden. In der Folge hatte es im Mai auch optimistischere Analystenkommentare zu dem Finanzinstitut gegeben.
Am Dienstag kann die Aktie weiter zulegen und notiert mit einem kleinen Aufschlag von 0,3 Prozent bei 8,50 Euro.
Die Commerzbank-Aktie gehört im laufenden Jahr zu den Börsen-Stars. Und mit Blick auf die anziehenden Zinsen und die zunehmende Übernahme-Fantasie ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht sein. Aus charttechnischer Sicht bestehen mit Überwindung der Marke von 8,58 Euro (obere Gap-Kante; DER AKTIONÄR berichtete) gute Chancen, dass der Banken-Titel das 52-Wochen-Hoch bei 9,51 Euro angreift. Mutige springen noch auf.
Hinweise auf Interessenkonflikte:
(Mit Material von dpa-AfX)