Neue Unruhe im Handelskonflikt zwischen USA und China lasten am Freitagmorgen auf der Anlegerstimmung. Es geht mal wieder um Huawei. Aus Deutschland kommen derweil neue Quartalszahlen - allerdings nur aus der zweiten Reihe. Aus dem DAX kommen heute keine Bilanzen.
Die Kursgewinne im späten Handel an der Wall Street können den deutschen Aktienmarkt anfangs nicht stützen. Kurz vor Xetra-Handelsstart wurde der DAX etwa 0,3 Prozent niedriger gesehen bei 11.809 Punkten nach einem Xetra-Schluss gestern bei 11.845 Zählern.
"Die Anleger gehen erstmal in den Abwartemodus über", schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Für eine langfristig tragfähige Erholung am Aktienmarkt müssten erst die großen politischen Themen Brexit und Handelskonflikt gelöst werden. Für den DAX gelte es, die zurückeroberte 200-Tage-Linie bei aktuell 11.642 Punkten zu verteidigen. Zumal auf diesem Niveau auch der Rücksetzer Ende Mai und Anfang Juni geendet habe. - Was heute Einfluss auf die Aktienkurse nehmen dürfte.
Vorgaben aus den USA
Am New Yorker Aktienmarkt haben die Kurse am Donnerstag ihre Aufholjagd vom Vortag auf beeindruckende Weise fortgesetzt. Der marktbreite und damit besonders aussagekräftige S&P 500 machte seine in dieser Woche aufgelaufenen Verluste mit plus 1,9 Prozent auf 2.938 Punkte vollständig wett. Auch der Leitindex Dow Jones Industrial war mit plus 1,4 Prozent auf 26.378 Punkte in guter Form.
Noch zu Wochenbeginn hatte eine weitere Eskalationsstufe im Handelskrieg zwischen den USA und China eine Verkaufswelle ausgelöst. Dass Anleger am Donnerstag wieder zuversichtlicher wurden, ging auch zurück auf gute Konjunkturdaten aus China.
Vorgaben aus Fernost
Die Börsen Asiens haben am Freitag keine gemeinsame Richtung gefunden. Zwar hatte die Wall Street mit ihrer fortgesetzten Erholung eigentlich für Rückenwind gesorgt, doch bröckelten die Futures am US-Aktienmarkt zuletzt ein wenig ab. Die Investoren bleiben angesichts des ungelösten Handelskonflikts zwischen China und den USA vorsichtig. Während der Nikkei 225 in Tokio zum Schluss 0,4 Prozent zulegte, ging es an Chinas Festland-Börsen für den CSI 300 zuletzt um 0,7 Prozent abwärts. In Hongkong fiel der Hang Seng um 0,3 Prozent.
Neuer Ärger um Huawei
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg könnten die USA eine Entscheidung über Lizenzen für US-Firmen zur Wiederaufnahme des Geschäfts mit dem chinesischen Telekom-Riesen Huawei zurückhalten könnte. Damit droht eine neue Verschärfung im Handelsstreit.
Quartalszahlen
Die Innogy-Aktien sanken im vorbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Vortag um 0,4 Prozent. Der Energiekonzern machte im ersten Halbjahr 26 weniger Nettogewinn. Das operative Ergebnis sank wie erwartet um 16 Prozent. Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bestätigte der vor einer Übernahme durch den Wettbewerber Eon stehende Ökostrom-Anbieter.
Mit einem Kursanstieg von 4,5 Prozent auf Tradegate reagierten die Bechtle-Titel auf die jüngste Geschäftsentwicklung des IT-Dienstleisters. Bechtle steigerte den Umsatz und den Vorsteuergewinn im zweiten Quartal deutlich und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten.
Steigende Mieten treiben den Immobilienkonzern LEG voran. Der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft (FFO 1) legte in den ersten sechs Monaten um 9,3 Prozent zu. Die Finanzziele für das Gesamtjahr 2019 wurden bestätigt. Die LEG-Papiere legten auf Tradegate um 0,2 Prozent zu.
Der Autozulieferer Hella verdiente im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende Mai) trotz einer im zweiten Halbjahr nachlassenden Wachstumsdynamik deutlich mehr als im Vorjahr. Unter dem Strich kletterte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um 62 Prozent, wie bei der Vorlage der endgültigen Zahlen bekannt gegeben wurde. Hella profitierte dabei vom Verkauf des Großhandelsgeschäfts. Zudem bestätigte der Beleuchtungstechnik-Spezialist den Ausblick auf das neue Geschäftsjahr 2019/2020. Auf Tradegate rückten die Hella-Anteilscheine um 0,5 Prozent vor.
Carl Zeiss Meditec ist mit Blick auf seine Umsatzentwicklung noch ein bisschen optimistischer als zuletzt. Der Konzern hält nun einen Jahresumsatz leicht oberhalb der angepeilten Spanne von 1,35 bis 1,42 Milliarden Euro für möglich. Die Aktien des Medizintechnik-Unternehmens gewannen auf Tradegate zuletzt 1,7 Prozent.
Konjunkturdaten
Zum Wochenschluss beschäftigen sich Anleger auch wieder stärker mit Konjunkturdaten. China meldete Verbraucher- und Erzeugerpreise. Aus Japan standen die BIP-Zahlen für das zweite Quartal an. Japans Wirtschaft ist im dritten Quartal in Folge gewachsen. Wie die Regierung am Freitag auf Basis vorläufiger Daten bekanntgab, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen April und Juni um aufs Jahr hochgerechnet 1,8 Prozent und damit stärker als von Ökonomen erwartet. Allerdings verlangsamte sich das Wachstumstempo, nachdem die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in den ersten drei Monaten des Jahres noch um 2,8 Prozent zugelegt hatte. Im Vergleich zu dem Quartal stieg das BIP im Berichtszeitraum um 0,4 Prozent an.
Aus Deutschland kamen Daten zur Handelsbilanz im Juni. Demnach sind nach einem deutlichen Anstieg im Vormonat die deutschen Exporte leicht gefallen. Die Ausfuhren deutscher Güter sanken im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent. Analysten hatten im Mittel eine Stagnation erwartet. Im Mai waren die deutschen Ausfuhren noch um revidierte 1,3 Prozent (zunächst +1,1 Prozent) gestiegen. Die Einfuhren ausländischer Waren legten überraschend deutlich zu.
Die Baukonjunktur in Deutschland brummt derweil weiterhin. Im Mai dieses Jahres erzielten die größeren Betriebe des Bauhauptgewerbes 9,8 Prozent mehr Umsatz als ein Jahr zuvor. Für die ersten fünf Monate des Jahres beträgt das Umsatzplus sogar 11,5 Prozent. Profitieren konnten sowohl der Hoch- als auch der Tiefbau und die Spezialgewerke.
Der Erzeugerpreis-Index für die USA läuft dann noch um 14.30 Uhr über die Ticker.
Mit Material von dpa-AFX