Die chinesische Regierung hat begonnen, das im Mai verhängte Krypto-Mining-Verbot durchzusetzen und dreht großen Mining-Farmen in der Provinz Sichuan den Strom ab. Das hat nun ganz konkrete Auswirkungen auf die Rechenleistung im Bitcoin-Netzwerk – und auf den Kurs der Digitalwährung.
Die sogenannte Hash Rate im Bitcoin-Netzwerk ist am Sonntag nach Daten von bitinfocharts.com zeitweise auf rund 91,2 EH/s gesunken. Seit dem Höchststand von vor sechs Wochen bei rund 171,4 EH/s hat sie sich damit fast halbiert und den tiefsten Stand seit November 2020 erreicht.
China zieht den Stecker
Grund für diese Entwicklung ist vor allem das harte Vorgehen der chinesischen Behörden gegen Bitcoin-Miner. Schätzungen zufolge finden 65 bis 75 Prozent des weltweiten Bitcoin-Minings in China statt. Dass nach den Mining-Pools in der Inneren Mongolei nun offenbar auch die Anlagen in der Provinz Sichuan geschlossen werden, lässt die Rechenleistung im Netzwerk sinken.
Die Vertreibung der Miner aus China kommt mit Ansage und hatte ihre Schatten bereits vorausgeworfen. Brancheninsider erwarten, dass die chinesischen Mining-Pools das Land mittelfristig verlassen und ihre Zelte anderswo aufschlagen werden. Neben direkten Nachbarländern wie Kasachstan seien dabei auch Europa und Nordamerika beliebte Ziele (DER AKTIONÄR berichtete).
Der Umzug riesiger Rechenzentren lässt sich aber nicht von heute auf morgen bewerkstelligen, sodass es auf absehbare Zeit zu deutlichen Schwankungen bei der Rechenleitung im Bitcoin-Netzwerk kommen wird. Das kann in erster Linie Auswirkungen auf Dauer und Kosten der Transaktionen sowie die Sicherheit des Netzwerks haben. Einen direkten Zusammenhang mit dem Kurs der Digitalwährung muss es allerdings nicht geben.
Dennoch ist der Miner-Exodus aus China natürlich wieder einmal ein Unsicherheitsfaktor – zumal die Betreiber der Pools in der Regel auch große Bitcoin-Bestände gehortet haben und diese nun eventuell teilweise liquidieren müssen, um den Umzug oder neue Hardware zu finanzieren.
Daraufhin ist der Bitcoin am Montagmorgen erneut bis in den Bereich von 32.500 Dollar abgetaucht und notiert auf 24-Stunden-Sicht rund sieben Prozent tiefer. Solange die charttechnische Unterstützungszone knapp oberhalb von 30.000 Dollar hält, besteht allerdings kein Handlungsbedarf. DER AKTIONÄR bleibt langfristig optimistisch.
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Autor Nikolas Kessler ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.
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