Laut Bank of America haben die Anleger das Schlimmste überstanden. Aktien und Unternehmensanleihen sollten ihre Tiefs gesehen haben. Es gäbe zumindest zwei gravierende Gründe, die nach Einschätzung der US-Großbank dafür sprächen, wie das US-Finanzportal CNBC berichtet. Allerdings sollten sich die Börsianer keine zu großen Hoffnungen auf einen starken Rebound machen.
Michael Hartnett, Chef-Investmentstratege der Bank of America, verweist zum einen auf die schiere Größe des Ausverkaufs, bei dem mehr als 20 Billionen US-Dollar an Börsenwert der US-Aktien ausgelöscht wurden und die Credit Spreads von Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating sich von 100 Basispunkten auf 400 Basispunkte ausgeweitet haben. "Die Volatilität wird kaum abklingen, bis die Menschen ihre Häuser nicht sicher verlassen können. Doch die Tiefstkurse von Aktien und Unternehmensanleihen sind da", sagt Hartnett, dessen Aussagen an der Wall Street rege Gehör finden.
Extrem bearish
Zum anderen hat der firmeneigene "Bull & Bear"-Indikator ein starkes Kaufsignal ausgelöst. Der Indikator der Bank of America, der die Empfehlung an der Wall Street berücksichtigt, weist auf „extrem bearish“ hin. In den letzten vier Wochen seien 284 Milliarden Dollar aus Anleihen abgezogen worden und 658 Milliarden Dollar in Cash geflossen, fügte Hartnett hinzu – beides Rekordwerte.
Der Indikator zeigt, dass der jüngste Ausstieg von Anlegern aus Aktien und Unternehmensanleihen übertrieben ist, sagte Hartnett und fügte hinzu, dass die extreme bearishe Stimmung immer zu großen Gegenbewegungen führt.
Nach Einschätzung Marktexperte Hartnett könnte auch der Ölpreiskrieg, der die Märkte durcheinanderwirbelte, möglicherweise bald zu Ende gehen. Öl verzeichnete seine historisch beste Woche, nachdem Präsident Donald Trump einen Deal zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zur Reduzierung der Ölproduktion um 10 bis 15 Millionen Barrel ankündigte.
Die Corona-Krise wird im April ihren negativen Höhepunkt erreichen.
Dennoch sieht die Bank of America keine große Erholung an den US-Aktienmärkten. Das Haus hat sein Jahresendkursziel für den S&P 500 von 3.100 auf 2.600 gesenkt, was für das Gesamtjahr 2020 einen Verlust von fast 20 Prozent bedeuten würde und nur etwa 4,5 Prozent über dem aktuellen Niveau liegt. Damit ist Hartnett der größte Bär unter den 16 Top-Strategen, die von CNBC Market Strategist Survey beobachtet werden.
Der Ausblick spiegelt einen Einbruch der US-Wirtschaft um 7,7 Prozent in diesem Jahr wider. Das wäre die schlimmste Rezession nach dem Krieg. Die Bank geht auch davon aus, dass das Ergebnis je Aktie im S&P 500 wegen der Pandemie in diesem Jahr um 29 Prozent sinken wird.
Wenn man die Stimmen der letzten Tage zusammenfasst, gibt es viel mehr Bären als Bullen. Das passt auch ins Bild, das der "Bull & Bear"-Indikator der Bank of America zeichnet. Wenn aber so viele Marktteilnehmer fallende Kurse erwarten, könnten wir tatsächlich die Tiefs schon sehen haben. Angesichts der hohen Risiken, sollten Anleger aber noch vorsichtig sein.