Die Entscheidungen und Kommentare der US-Notenbank Fed haben die Wall Street am Mittwoch etwas tiefer ins Minus gezogen. Der Dow Jones Industrial fiel kurzzeitig unter die Marke von 34.000 Punkten und schloss mit einem Verlust von 0,77 Prozent bei 34033 Zählern. Der den breiten Markt abbildende S&P 500 sank um 0,54 Prozent auf 4.223 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 büßte 0,34 Prozent auf 13. 983 Punkte ein.
Die Federal Reserve setzt ihre extrem lockere Geldpolitik angesichts fortdauernder Corona-Gefahren fort, denkt aber offenbar stärker darüber nach, sie etwas zurückzufahren. Eine entsprechende Debatte darüber habe begonnen, sagte Fed-Chef Jerome Powell nach der zweitägigen Zinssitzung der Notenbank. Konkret geht es darum, wann die Fed ihre regelmäßigen Geldspritzen zur Stützung der Wirtschaft zurückschrauben will. Derzeit kauft sie jeden Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 120 Milliarden US-Dollar.
An den Finanzmärkten reagierte der US-Dollar mit starken Kursgewinnen. US-Staatsanleihen gerieten hingegen erheblich unter Druck, die Kapitalmarktzinsen legten im Gegenzug deutlich zu. Der Aktienmarkt rutschte wie oben erwähnt weiter ins Minus. Dies sind klare Hinweise, dass sich die Finanzmärkte wegen einer absehbar strafferen Geldpolitik sorgen.
Allerdings gibt sich die US-Notenbank zuversichtlicher für die wirtschaftliche Entwicklung und signalisiert eine etwas frühere Straffung ihrer Geldpolitik. Wie aus neuen Zinsprognosen der Notenbanker hervorgeht, könnten die Leitzinsen im Jahr 2023 zweimal um insgesamt einen halben Prozentpunkt steigen. Bisher sah die Prognose eine unveränderte Geldpolitik mit Leitzinsen nahe der Nulllinie vor.
Nicht nur die Zinsprognose wurde angehoben, auch die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation fallen teilweise höher aus. So rechnet die Fed für dieses Jahr mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum um 7,0 Prozent anstatt der bisher erwarteten 6,5 Prozent. Die Projektion für 2023 fällt ebenfalls etwas günstiger aus. Die Inflationserwartung wurde für die Jahre 2021 bis 2023 angehoben.
Oracle und BioNTech unter Druck
Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Oracle mit einem Kursabschlag von 5,6 Prozent besonders unter Druck. Der IT-Konzern hatte am Dienstag nachbörslich seine Zahlen für das vierte Geschäftsquartal vorgelegt. Das starke Cloud-Geschäft mit IT-Anwendungen und Speicherplatz im Internet bescherte dem SAP-Rivalen zwar weiter deutliche Umsatzzuwächse, die allerdings die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten.
Für die Hinterlegungsscheine von BioNTech ging es um 6,6 Prozent bergab. Das Analysehaus Redburn stufte die Papiere des Corona-Impfstoffherstellers nach ihrem jüngsten Kurssprung auf "Sell" ab. Fundamental sei die Rally bis weit über die 200 Dollar-Marke nicht mehr zu rechtfertigen, hieß es. Bekannt wurde auch, dass die zuletzt recht hohen Impfstofflieferungen nach Deutschland im Juli wieder auf das vereinbarte Maß gebracht werden sollen.
Die Papiere von US Steel sackten nach einer negativen Studie der JPMorgan-Analysten um 4,2 Prozent ab. Hinzu kommt, dass die Metallbranche am Mittwoch allgemein in Aufruhr versetzt wurde von einem Eingreifen Chinas. Die chinesische Regierung geht weiter gegen den derzeitigen Rohstoffpreisanstieg vor - mit dem Verkauf von staatlichen Reserven und einer Anordnung, dass staatliche chinesische Unternehmen ihre Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffmärkten verringern sollen.
(Mit Material von dpa-AFX)