Die im Mai auf fast neun Prozent gestiegene Inflation ist heute das alles bestimmende Thema an der Wall Street. Die Märkte werden stark abverkauft, denn die Furcht vor einem Zinsschock geht um. Tatsächlich tagt bereits nächste Woche die US-Notenbank. Ökonomen rechnen nun mit einem aggressiveren Vorgehen.
Die Inflation hat sich im Mai weiter beschleunigt, die Preise stiegen um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit so schnell wie seit Dezember 1981 nicht mehr. Von Dow Jones befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 8,3 Prozent gerechnet.
Experten rechnen neu nach
Die Fed hat bisher zwei Zinserhöhungen von insgesamt 75 Basispunkten vorgenommen, darunter eine Anhebung um 50 Basispunkte im Mai. Bisher kalkulierten die Märkte für nächste Woche Mittwoch mit einem weiteren halben Prozentpunkt. Die Notenbank-Mitglieder hatten vor kurzem die Idee geäußert, im Sommer zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte vorzunehmen und dann im September einen Schritt zurückzutreten, aber nun rechnen Marktbeobachter mit höheren Schritten.
75 Basispunkte hoch?
Jonathan Millar, Ökonom bei Barclays, sagte gegenüber der Nachrichtenseite CNBC, die Fed habe nun guten Grund, die Märkte zu überraschen, indem sie die Zinsen im Juni aggressiver als erwartet anhebe. Grund sei der heute veröffentlichte Verbraucherpreisindexes. „Der Verbraucherpreisindex für Mai war sogar fester als erwartet, was auf einen breit angelegten Preisdruck zurückzuführen ist“, so Millar in einer Mitteilung. „Da es kaum Anzeichen dafür gibt, dass dieser seinen Höhepunkt erreicht hat, erwarten wir nun, dass der FOMC auf seiner Sitzung nächste Woche eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte vornehmen wird.“
Fed muss einen Gang höher schalten
Aneta Markowska, Ökonomin bei Jefferies, rechnet nun ebenfalls damit, dass die Fed die Zinsen um 0,75 Prozent anheben wird: „Wir glauben, dass die heutigen Inflationsdaten - sowohl der Verbraucherpreisindex als auch die Inflationserwartungen der University of Michigan - einen Wendepunkt darstellen, der die Fed zwingen wird, einen höheren Gang einzulegen und die Straffung der Geldpolitik vorzuziehen.“.