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DAX: Zu früh gefreut?

DAX: Zu früh gefreut?
Foto: gopixa / iStock
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Thomas Bergmann 29.07.2023 Thomas Bergmann

Die Diskussion über den künftigen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) ist einen Tag nach der jüngsten Entscheidung in vollem Gange. Am Freitag äußerten sich zahlreiche Währungshüter zu der Frage, wie es nach der Sommerpause geldpolitisch weitergehen soll. Auch die Ökonomen sind sich uneins über den weiteren Kurs der Währungshüter.

Hugo Le Damany, Economist, und François Cabau, Senior Eurozone Economist, bei AXA Investment Managers, erachten es als unwahrscheinlich, dass die europäischen Währungshüter bis zu ihrer nächsten Sitzung genügend Anzeichen für einen rasch nachlassenden Inflationsdruck erhalten. Die Experten erwarten daher eine Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf vier Prozent im September.

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, kann sich gut vorstellen, dass die EZB vor der US-Notenbank eine Zinspause einlegt. Anlass zu dieser Annahme sind die zurückhaltenden Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde im Vergleich zu früheren Pressekonferenzen. Dies könnte bedeuten, dass die EZB als erste große Zentralbank im Jahr 2024 eine Lockerung der Geldpolitik vornimmt.

Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments, kommentierte: "Wir haben immer noch eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte in unseren Büchern, räumen aber ein, dass dies angesichts der heutigen Pressekonferenz unwahrscheinlicher geworden ist. Denn wir gehen davon aus, dass die makroökonomischen Prognosen der EZB im September deutlich nach unten korrigiert werden müssen. Auf jeden Fall rechnen wir weiterhin damit, dass im dritten Quartal der Spitzenzinssatz erreicht wird. Aus unserer Sicht wird die EZB die Notwendigkeit dafür hervorheben, den Spitzenzins länger auf diesem Niveau zu halten. Wir erwarten eine erste Zinssenkung erst gegen Ende 2024.“

Für Katharine Neiss, Deputy Head of Global Economics and Chief European Economist bei PGIM Fixed Income, sieht es so aus, als hätten die Zinsen im Euroraum ihren Höhepunkt erreicht. Dennoch ist in nächster Zeit nicht mit Zinssenkungen zu rechnen, zumindest solange die EZB keine konsequentere und deutlichere Verringerung der kurzfristigen Dynamik der Kerninflation sieht.

Für Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price, hält die dovishe Interpretation des Marktes wahrscheinlich überzogen. Der einzige Datenpunkt, der die EZB von einer Zinserhöhung abhalten könnte, sei ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. Doch der jüngste Rückgang der spanischen Arbeitslosenquote sagt eigentlich etwas anderes aus. Man bleibe daher bei der Einschätzung, dass die Daten eher für als gegen eine Zinserhöhung im September sprechen.

DAX (WKN: 846900)

Im Nachhinein muss man feststellen, dass die europäischen Notenbanker zu spät die Zinsen angehoben haben und die USA deshalb ein paar Schritte voraus ist. Dort ist der Inflationsdruck mittlerweile deutlich geringer, die Wirtschaft aber robuster. Nach Einschätzung des AKTIONÄR ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinspause im September auf beiden Seiten des Atlantiks sehr hoch. In Europa könnte es angesichts der nach wie vor hohen Kerninflation noch einen Schritt im vierten Quartal geben. Die Märkte sollten aber schon eine Zinswende für 2024 in den Fokus nehmen, was die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten weiter befeuern dürfte.

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