Der verkündete Neubau-Stopp von Vonovia hat einen riesen Aufschrei in der Politik ausgelöst. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt fordert deshalb eine signifikante Beteiligung des Bundes an Deutschlands größtem Wohnungskonzern, die SPD ist ebenfalls offen für diesen Vorschlag. Dabei ist der Staat mit Schuld an dem Dilemma.
Der DAX-Konzern hatte am Dienstag angekündigt, wegen der steigenden Baukosten und Zinsen alle für 2023 vorgesehenen Neubauprojekte zu stoppen. Das Bundesbauministerium kritisierte die Entscheidung scharf, die IG Bau will, dass der Staat bei Vonovia einsteigt.
Harald Schaum, stellvertretender Bundesvorsitzender der IG Bau, sagte am Mittwoch: "Es wird höchste Zeit, dass der Bund bei Vonovia einsteigt. Er muss einen Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie erwerben – also die geringste und damit günstigste Sperrminorität in der Hauptversammlung und einen entsprechend effektiven Einfluss in den Aufsichtsräten."
Der Staat soll Einfluss nehmen können auf die Entscheidungen des Wohnungskonzerns bezüglich Neubau, Modernisierung und Mieten. Dabei ist der Staat mitverantwortlich für die Wohnungsmisere: Mietendeckel, Überregulierung, Bürokratie, Energiepolitik sorgen mit dafür, dass sich Wohnen für Vonovia nicht mehr lohnt.
"Bei Objekten, die wir früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5.000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen", sagte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl.
Dass die Entscheidung Vonovias kontroverse Diskussionen auslöst, war zu erwarten. Der Wohnungskonzern muss sich aber vor allen Stakeholdern rechtfertigen, und dazu zählen auch die Aktionäre. Die stellen nur dann Kapital zur Verfügung, wenn das Unternehmen eine Rendite liefert.
Die Diskussionen um Vonovia werden nicht enden, selbst wenn sich der Staat beteiligen würde. Für die Aktie wird es nicht einfacher, sich zu erholen. Hier werden die nächsten Zahlen Aufschluss geben.