Die Corona-Pandemie verstärkt den Wandel vom stationären Handel hin zum E-Commerce. Eine Folge dieser Entwicklung ist eine starke Nachfrage nach Logistik- und Lagerflächen, die unter dem Oberbegriff "Light Industrial" subsummiert werden. Eine Experte auf dem Gebiet ist die Deutsche Industrie REIT, die mittlerweile ein stattliches Portfolio aufgebaut hat. Mit der Rocket Internet hat das Unternehmen einen weiteren prominenten Aktionär, der den erfolgreichen Weg unterstützt.
Die Samwers haben bei der jüngsten Kapitalerhöhung zu 20 Euro je Aktie einen Stake genommen. Laut Stimmrechtsmitteilung kommt die Rocket Internet auf knapp über drei Prozent der Stimmen. Insgesamt hat die DIR rund 58 Millionen Euro eingesammelt. DER AKTIONÄR hat sich dazu mit DIR-Vorstand Rolf Elgeti unterhalten.DER AKTIONÄR: Herr Elgeti, die DIR hat 2,7 Millionen neue Aktien platziert. Können Sie grob skizzieren, wer die Stücke genommen hat?
ROLF ELGETI: Es waren sowohl bisherige Aktionäre als auch neue Investoren etwa je zur Hälfte beteiligt. Diesmal überwog der Anteil der deutschen Investoren mit einem Anteil in Höhe von ca. 75 Prozent gegenüber der internationalen Nachfrage.
Gibt es bereits konkrete Pläne, wie die Mittel verwendet werden? Wir werden damit wie bisher unseren Wachstumspfad fortsetzen und weiter nach unseren Kriterien Light-Industrial-Immobilien akquirieren. Mit der Kapitalmaßnahme haben wir nochmal unsere Liquidität gestärkt und unsere Flexibilität beim Abschluss von Transaktionen verbessert. Die aktuelle Ankaufspipeline ist prall gefüllt und wir kaufen nach wie vor zu einer Anfangsrendite von etwa 10% ein.
Deutschland findet langsam zur Normalität zurück. Wie hat sich Pandemie bislang auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Die Auswirkungen der Pandemie sind bisher absolut überschaubar. Zwar gab es für April und Mai Stundungen, jedoch ist davon auszugehen, dass diese Mieten, wie mit den Mietern vereinbart, später noch gezahlt werden. Man wird in dem einen oder anderen Fall auch mit künftigen Mieterinsolvenzen rechnen müssen, anderseits ergeben sich aus der jetzigen Situation auch Chancen. Viele Unternehmen überdenken ihre Standortpolitik und ihre Lieferketten, was dazu führt, wieder mehr Produktions- und Lagerkapazität in Deutschland vorzuhalten und somit Nachfrage nach unserer Objektklasse generiert.
Wie verhält es sich mit dem Lufthansa-Objekt in München?
Es gibt dafür eine klare Stundungsregelung, die dazu führt, dass Lufthansa alle Mietzahlungen in voller Höhe leistet, nur eben mit zeitlicher Verzögerung. Der Standort ist für die Fluglinie wichtig, weshalb dort auch von Mieterseite wie geplant investiert wird.
Wie nachhaltig könnte die Pandemie die Wirtschaft im Allgemeinen und Ihr Business im Speziellen beeinflussen?
Das hängt natürlich etwas davon ab, wie tief die Wirtschaftskrise ausfällt und wie lange sie andauert. Generell ist unser Portfolio über die ganze Breite der deutschen Wirtschaftsbranchen diversifiziert. Einige Mieter werden profitieren, andere werden die Krise vielleicht nicht überstehen, aber ein Klumpenrisiko sehen wir eher nicht. Vergangene Konjunktureinbrüche haben aber gezeigt, dass Logistik und Produktionsflächen weniger betroffen waren als beispielsweise Büroflächen. Die Mieten in unserer Assetklasse sind sehr niedrig, die Flexibilität der Mieter, Flächen aufzugeben, nicht sehr hoch, denn es gibt zu unseren Mieten am Markt keine adäquaten Alternativen. Ich glaube, dass unser Geschäft am Ende gestärkt aus der Krise hervorgehen wird.
Sehen Sie eine Pleitewelle auf uns zurollen, die Light-Industrial-Immobilien überflüssig macht?
Nein. Es gibt ja nur ein begrenztes Angebot an verfügbaren Flächen und alles andere als ein Überangebot. Und Light-Industrial, das ist ja der deutsche Mittelstand. Der wird sich verändern und sicher vorübergehend partiell Schwierigkeiten bewältigen müssen, aber mit Sicherheit diese Krise überstehen.
Thema Dividende: Gibt es Überlegungen, mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten?
Wir sind noch ein sehr junges und stark wachsendes Unternehmen sind, da steht die Dividende naturgemäß noch nicht ganz so sehr im Fokus. Wir werden aber wahrscheinlich auch nächstes Jahr wieder eine signifikante Erhöhung der Dividende vornehmen.
Thema Börse: Mit Deutsche Wohnen rückt ein zweiter Immobilienwert in die Bundesliga auf. Wann steigt die DIR in die 3. Liga auf?
Das ist derzeit für uns kein ernsthaftes Thema. Wie bei allen Immobilienwerten ist die Liquidität in der Aktie hier der limitierende Faktor. Etwas, das sich vernünftigerweise nur sehr langsam und mit überproportional großer Marktkapitalisierung lösen lässt. Immobilienwerte ziehen naturgemäß ja eben gerade langfristig orientierte Investoren an.
Apropos 3. Liga: Steigt Hansa Rostock noch auf (Rolf Elgeti unterstützt den Verein, Anm. d. Red.)?
Das ist natürlich schon viel wahrscheinlicher (lacht). ich glaube fest an die Mannschaft!
Das meiste, was Rolf Elgeti anfasst, wird zu Gold. Auch die Deutsche Industrie REIT entwickelt er kontinuierlich weiter und den Aktienkurs mit. Die jüngste Konsolidierung ist noch einmal die Chance einzusteigen. Ende des Jahres dürfte das Papier über 23/24 Euro stehen.