Die Aktie der Deutsche Industrie REIT (DIR) hat sich seit Empfehlung im AKTIONÄR außerordentlich gut entwickelt. Die jüngsten Halbjahreszahlen unterstreichen unsere positive Einschätzung: Der FFO, die für die Immobilienbranche entscheidende Kennzahl, konnte mehr als verdoppelt werden. "Der boomende Online-Handel führt zu verstärkter Nachfrage", bestätigen Investmentvorstand Sonja Petersen und Finanzvorstand René Bergmann im Exklusiv-Interview mit dem AKTIONÄR.
Wie die DIR im Laufe der Woche mitteilte, erhöhte sich das Vermietungsergebnis um rund 68 Prozent auf 14,6 Millionen Euro. Die Funds from Operations (FFO, operativer Gewinn) stiegen überproportional von 5,2 auf 11,0 Millionen Euro oder 40 Cent pro Aktie.
DER AKTIONÄR: Herr Bergmann, haben Sie im ersten Geschäftshalbjahr Ihre Wachstumsziele erreicht?
René Bergmann: Absolut, wir liegen damit genau im Plan für das Geschäftsjahr 2019/2020, einen FFO in Höhe von 23 bis 25 Millionen Euro zu erreichen. Unter Berücksichtigung aller bereits beurkundeten Objekte besteht unser Gesamtportfolio proforma inzwischen aus 69 Immobilien mit einer annualisierten Gesamtmiete von rund 45,9 Millionen Euro und einem Portfoliowert von circa 518 Millionen Euro.
Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Ergebnisse der DIR sind bisher gering. Was hat sich seit dem Stichtag getan?
René Bergmann: Insgesamt wurden bis jetzt Stundungen in einem Volumen von 1,6 Millionen Euro ausgesprochen. Dies entspricht etwa 3,2 Prozent der annualisierten Mietzahlungssumme. Bisher sind wir zuversichtlich, dass die gestundeten Mieten auch größtenteils gezahlt werden, nur eben später. Wir beobachten die Situation genau und stehen ständig in Kontakt zu unseren Mietern. Direkte Mietsenkungen oder -nachlässe wurden bisher nicht ausgesprochen.
Frau Petersen, wegen COVID-19 boomt der Online-Handel. Wie wirkt sich das bei der DIR aus?
Sonja Petersen: Der boomende Online-Handel führt natürlich zu verstärkter Nachfrage nach Logistik- und Lagerflächen. In diesem Zusammenhang werden wir auch immer wieder angesprochen, welche konkreten Flächenangebote bei uns momentan überhaupt noch zur Verfügung stehen. In den letzten Jahren sind die Mieten in diesem Bereich kontinuierlich angestiegen. Und das wird aller Voraussicht nach weiterhin der Fall sein.
Für das laufende Geschäftsjahr peilen Sie ein Akquisitionsvolumen zwischen 120 und 180 Millionen Euro an. Wie ambitioniert sind die 180 Millionen?
Sonja Petersen: Wir haben jetzt schon 119 Millionen Euro erreicht, es fehlen zum Best-Case-Szenario also noch 61 Millionen. Das ist ambitioniert, aber nicht unrealistisch. Fakt ist, dass wir uns definitiv innerhalb des gesetzten Zielkorridors bewegen werden.
Herr Bergmann, ist die Finanzierung der geplanten Zukäufe gesichert?
René Bergmann: Größtenteils schon. Zur weiteren Refinanzierung haben wir vor wenigen Wochen ein unbesichertes Darlehen in Höhe von 10 Millionen Euro aufgenommen und damit unsere Liquidität weiter gestärkt. Für jeden weiteren Zukauf starten wir zudem sofort den jeweiligen Refinanzierungsprozess, um anschließend wieder Mittel für die nächsten Ankäufe einzusammeln.
Frau Petersen, inwiefern beeinflusst COVID-19 die Akquisitionspläne? Von welchen Branchen würden Sie aktuell die Finger lassen?
Sonja Petersen: COVID-19 hat uns bisher wenig beeinflusst. Es sind kleinere Verzögerungen bei Besichtigungen, Notarterminen und bei den Ämtern zu bemerken, aber bisher nichts wirklich Wesentliches. Die Branchen, in die wir investieren, schauen wir uns selbstverständlich genau an, insbesondere von der Krise besonders betroffene Bereiche wie die Automobilzulieferer. Wir schließen aber generell nichts aus, weil es hier sehr auf den individuellen Fall ankommt.
Welches Akquisitionstempo streben Sie für die Folgejahre an?
Sonja Petersen: Für die Folgejahre streben wir ein ähnliches Akquisitionstempo wie in diesem Jahr an, aber nicht um jeden Preis. Wir wollen nachhaltig wachsen. Momentan agieren wir hier noch in einer Nische, die noch nicht von besonders vielen Marktteilnehmern erschlossen wurde. Dies könnte sich aber natürlich in Zukunft ändern und entsprechende Auswirkungen auf die Preise und den Wettbewerb haben. Momentan ist dies aber nach wie vor ein theoretisches Risiko.
Sie planen auch künftig mit Bruttoanfangsrenditen von etwa zehn Prozent?
Sonja Petersen: Ja. Da wir ausreichend Objekte in der Pipeline haben, die unsere Ankaufskriterien erfüllen, werden und müssen wir unsere Ankaufskriterien nicht aufweichen.
Die Zahlen der DIR bestätigen die Einschätzung des AKTIONÄR, dass das Immobilienunternehmen von der Coronakrise mehr profitiert als darunter leidet. Die Aktie entwickelt sich relativ gut und hat auch noch weiteres Potenzial.