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29.05.2021 Marion Schlegel

Top-Trend Lithium - Dirk Harbecke: "Wir sind sehr weit fortgeschritten"

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Rock Tech

Elektroautos sind weiter im Kommen – und das trotz Corona-Pandemie. Während der Automarkt allgemein im vergangenen Jahr um sechs Prozent gesprumpft ist, stiegen die Verkäufe von PKW mit Elektromotor um 61 Prozent, so die Internationale Energieagentur (IEA). Insgesamt wurden weltweit gut 2,7 Millionen batterieelektrische Pkw verkauft, hinzu kamen knapp 1,6 Millionen Plug-in-Hybride. Dementsprechend nimmt auch die Bedeutung von Speichermöglichkeiten und somit der Versorgung mit Lithium zu.


DER AKTIONÄR hat mit Dirk Harbecke, Chairman of the Board von Rock Tech Lithium, über die derzeitigen Entwicklungen am Markt und die Chancen von Rock Tech Lithium im Speziellen gesprochen.

Dirk Harbecke, Chairman of the Board von Rock Tech Lithium

Herr Harbecke, an der E-Mobilität als Zukunftsmodell der Autoindustrie zweifelt mittlerweile niemand mehr. Von außen hat man den Eindruck, von politischer Seite wird der Faktor Rohstoff – Stichwort Lithium, Kobalt etc. – dabei vernachlässigt. Sieht man das branchenintern ebenso?


Dirk Harbecke: Ja, das ist genau das Problem. Europa war in den vergangenen Jahrzehnten kein großer Fan des Themas „Rohstoffe“, aber das kann sich sehr schnell ändern. Die grüne Energiewende braucht Speichertechnologien, und für diese benötigen wir reine Batterie-Metalle, die nachhaltig und zuverlässig produziert werden mit neuesten Technologien. Das ist teuer und braucht ein paar Jahre Vorlauf. Wir würden uns wünschen, dass die Politik das Thema Batterie-Metalle schon genauso energisch unterstützen würde, wie das Thema Batteriezellfertigung, aber wir sehen viel Bewegung und stoßen inzwischen auf großes Verständnis und Wohlwollen.

Rock Tech (WKN: A1XF0V)


Mit Rock Tech Lithium fördern Sie nicht nur Lithium als wichtigsten Batterierohstoff, sondern Sie wollen auch einen Konverter für Lithiumhydroxid in Deutschland bauen und dafür 400 Mio. Euro investieren – geplanter Produktionsstart 2023. Bevor wir näher darauf eingehen: Woher kommt aktuell das kritische Batteriematerial, wer sind hier die wichtigsten Player?

Im Moment ist das Produktionsvolumen der Batteriezellen noch überschaubar – die E-Mobility und Speichertechnologien stehen ja erst in den Startlöchern. Derzeit kommen die Lithium-Rohstoffe vor allem aus Lateinamerika und Australien. Die Weiterverarbeitung zu batteriefähigem Lithium findet zu 80 Prozent in China statt – die Chinesen sichern sich weltweit Rohstoffe, die im eigenen Land verfeinert und dann an die Weltmärkte verkauft werden. Die großen Spieler im Lithium-Markt sind aktuell Ganfeng Lithium aus China, Albemarle aus den USA – mit Produktion in Australien und Chile, SQM in Chile und Tianqi aus China.


Warum ist es wichtig, dass in Europa ebenfalls Kapazitäten für die Lithium-Veredelung bereitstehen?

Europa muss entlang der kompletten Wertschöpfungskette unabhängig werden von dem Goodwill anderer Länder – insbesondere von China, das selbst eine große E-Auto-Industrie aufbaut. Neben diesem Thema der Souveränität spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Autobauer wollen die Supply Chain mehr und mehr regionalisieren, auch um die jeweiligen Produktionsschritte auf Nachhaltigkeit und Transparenz überprüfen zu können.


Was gibt es aktuell an analogen Kapazitäten außerhalb von China?

Das High-End-Produkt Lithiumhydroxid kommt im Moment fast ausschließlich aus China. In Australien entstehen derzeit zwei Hydroxid-Konverter. In Europa oder Nordamerika gibt es noch keinerlei Kapazität.


Wie unterscheidet sich Ihr patentiertes Herstellungsverfahren von denen der Wettbewerber?

In unserem eigenen Verfahren nutzen wir deutlich weniger Energie, sodass wir den CO2-Footprint massiv reduzieren. Außerdem produzieren wir Bei-Produkte wie Gips und Düngemittel, mit denen wir zusätzliche Umsatzströme generieren können. Dies sind beides wichtige Vorteile, die die Bedeutung unserer Forschungsarbeiten im Bereich „nachhaltige Produktion“ zeigen.


Bei Projekten wie Ihrem Konverter ist es schwierig zu ermessen, wie weit dieses gediehen ist. Wenn man die aktuellen Meldungen richtig interpretiert, läuft der Prozess in einer Pilotanlage schon jetzt?

Wir sind sehr weit fortgeschritten. Wir haben bereits zwei Pilotanlagen parallel im Einsatz, eine in Deutschland und eine in Australien, um möglichst schnell und zuverlässig den großen Konverter bauen zu können. Wir produzieren ab dieser Woche die ersten Mengen an Lithiumhydroxid in diesen Anlagen.


Wie weit sind sie mit den Engineering-Leistungen für Ihre Konverteranlage? Laufen dazu bereits Gespräche mit ausführenden Bauunternehmen?

Wir schließen unsere Feasibility Study im Juni ab und gehen dann direkt in die sogenannte Front-End Engineering Design (FEED) Studie, während der wir u. a. Verträge mit den Bau- und Technologiekonzernen abschließen, die den Konverter unter unserer Aufsicht bauen werden.

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Wie sieht es mit Abnahmeverträgen aus? Hat die Branche für solche Aktivitäten ein offenes Ohr oder haben VW, Daimler, BMW und Co mit den gemeldeten Lieferverträgen bereits einen großen Teil ihres Bedarfs gedeckt?

Die Autoindustrie hat vermutlich ihren Bedarf für die kommenden zwei Jahre abgedeckt, sucht aber ab Mitte 2023 nach weiteren Lithium-Quellen. Genau dann wird das große Wachstum der E-Auto-Branche einsetzen und damit eine deutlich stärkere Nachfrage nach Batteriezellen und Lithium. Das passt perfekt zu unseren Produktionsplänen. Deshalb ist die Antwort: ja, die Industrie hat ein offenes Ohr.


Der Preis für Lithiumhydroxid aus China beträgt aktuell rund 13.000 Euro je Tonne – bei den geplanten 24.000 Tonnen Jahresproduktion wären das für Ihren Konverter 312 Millionen Euro Jahresumsatz – was resultiert daraus als Umsatz und Gewinn für Rock Tech?

Wir planen, 100 Prozent des Equity am Konverter zu halten, dann würde der ganze Umsatz auf uns entfallen. Es ist aber aus strategischen Gründen denkbar, dass wir einen 10-Prozent-Partner mit an Bord nehmen. Bezüglich des Gewinns gehen wir von Produktionskosten von maximal 7.000 Euro aus. Abhängig vom Verkaufspreis können wir damit eine sehr interessante Marge erzielen. Es ist unser Ziel, bei den Produktionskosten trotz einer Produktion in Europa aufgrund von Effizienzsteigerungen, Optimierung der Prozesse und dem Verkauf interessanter Bei-Produkte auf dem internationalen Kostenlevel mithalten zu können. Aber: Für den Aufbau der Konverter-Technologie, um das Ziel europäischer Rohstoffunabhängigkeit zu erreichen, setzen wir in unseren Kalkulationen auch auf politische Unterstützung in Deutschland und Europa


Herr Harbecke, vielen Dank für das Interview!

Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Rock Tech Lithium.

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