Der Silberpreis hat sich in den vergangenen Tagen deutlich erholt. Dennoch: Die Silberanleger hatten in den vergangenen Monaten und Jahren wenig zu lachen. Das überrascht, sieht man sich die Entwicklung bei der London Bullion Market Association (LBMA) an. Die physischen Silberbestände in den Londoner Tresoren sind auf ein Rekordtief gefallen.
Die Silberbestände sanken auf 26.502 Tonnen, was einem Rückgang von 2,2 Prozent gegenüber dem Vormonat entspricht. Der Wert der Bestände belief sich auf 16,3 Milliarden Dollar, was etwa 883.417 Silberbarren entspricht. „Dies ist die niedrigste Menge an Silber in den Tresoren seit Beginn der Berichterstattung im Juli 2016“, so die LBMA in ihrem Bericht.
Der Rückgang der Silberbestände wird mit der robusten Nachfrage nach dem physischen Metall erklärt. „Der Rückgang spiegelt die anhaltend starke Nachfrage nach Münzen und Barren wider, insbesondere auf den wichtigen Märkten in den USA und Deutschland“", sagte Philip Newman, Geschäftsführer von Metal Focus.
Auch die Nachfrage aus Indien ist teilweise für die niedrigen Bestände verantwortlich. „Die indischen Oktober-Importe scheinen immer noch beträchtlich gewesen zu sein, wenn auch deutlich niedriger als die fast rekordverdächtige Menge von 1.700 Tonnen im September. Die niedrigere Gesamtzahl für Oktober spiegelt möglicherweise die Auswirkungen der höheren Rupienpreise auf dem indischen Markt zu Beginn des letzten Monats wider“, so Newman.
Die in Londoner Tresoren gelagerte Goldmenge sank ebenfalls auf 9.308 Tonnen, ein Rückgang. 1,4 Prozent gegenüber September. Der Goldbestand wurde mit 490,5 Milliarden Dollar bewertet, was etwa 744.662 Goldbarren entspricht. Die Statistiken der LBMA umfassen die Bestände der Londoner kommerziellen Tresore und die Goldbestände der Bank of England. Die Zentralbank des Vereinigten Königreichs hält kein Silber.
Hier sieht man einmal mehr das Dilemma der Edelmetalle: Der Preis wird vom Terminmarkt dominiert, der physische Markt spielt eine eher untergeordnete Rolle. Zumindest noch. Die Nachfrage ist hoch, doch der Terminmarkt lässt aktuell einen noch höheren Preis nur schleppend zu. Vermutlich wird der physische Markt erst dann die Oberhand gewinnen, wenn es eine echte Knappheit gibt – oder wenn die Behörden endlich in die Gänge kommen und am Ende der Terminkontrakte physische Lieferung vorschreiben.