Die Ölpreise sind am Mittwoch nach Abschlägen am Vortag wieder gestiegen. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 108,58 US-Dollar. Das waren 1,94 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI stieg um 1,87 Dollar auf 103,83 Dollar. Am Dienstag waren die Preise deutlich gefallen.
Nach teils starken Preisschwankungen in den vergangenen Wochen haben sich die Erdölpreise zuletzt etwas stabilisiert, allerdings auf hohem Niveau. Für Preisauftrieb sorgt nach wie vor der Krieg Russlands gegen die Ukraine und das dadurch stark eingetrübte politische Verhältnis Russlands mit dem Westen. Russland ist einer der weltgrößten Rohölförderer, der zurzeit jedoch große Probleme mit dem Verkauf seines Öls hat. Ein Grund ist die verhaltene Nachfrage aufgrund von Finanzsanktionen gegen Russland.
Für etwas Entspannung hat zuletzt das Ausbleiben eines Einfuhrstopps auf russisches Rohöl seitens der Europäischen Union (EU) gesorgt. "Die EU behält sich dieses schärfste Schwert im Sanktionskasten also noch in der Hinterhand", erklärte Commerzbank-Fachmann Carsten Fritsch mit Blick auf Öl- und Gaseinfuhren. Ob die Option gezogen werde, hänge auch davon ab, wie schnell die EU-Länder ihre Abhängigkeit von russischem Öl und Gas reduzieren können. "Bei Öl dürfte dies wohl schneller gelingen." Zudem würde ein Öl-Importstopp Russland finanziell deutlich härter treffen als der Verzicht auf Erdgas, meint Fritsch.
Für tendenzielle Belastung sorgte am Ölmarkt zuletzt auch der steigende Dollarkurs. Wechselkurseffekte spielen im Erdölhandel eine große Rolle, da der Rohstoff in Dollar gehandelt wird. Steigt der Dollarkurs, belastet das in der Regel die Nachfrage, da Erdöl für viele Interessenten außerhalb des Dollarraums dann rechnerisch teurer wird.
Nach oben geht es auch bei der Aktie von Shell. Die Aktie gewinnt 0,7 Prozent auf 2.136,00 Britische Pence und erreicht einen neuen 52-Wochen-Höchststand. Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel für Shell von 2400 auf 2600 Pence angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Shell sei der Gewinner der im Zuge des Kriegs in der Ukraine stark gestiegenen Ölpreise, schrieb Analyst Giacomo Romeo in einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie. Der Krieg habe gewissermaßen die Büchse der Pandora geöffnet und Angebotsrisiken und starke Preisschwankungen entfesselt. Die Energiekrise dürfte langfristig wirken und die Knappheit an Gas bis 2030 andauern.
DER AKTIONÄR bleibt weiter zuversichtlich, Anleger lassen die Gewinne laufen. Ein Stopp bei 18,70 Euro sichert nach unten ab. Nicht zu verachten ist auch die starke Dividendenrendite von derzeit 3,8 Prozent.