Schlechte Nachrichten für Kaffee-Trinker: Weil die Preise für die Bohnen am Terminmarkt stark steigen, wird das anregende Getränk für Verbraucher im nächsten Jahr wohl um etwa 30 Prozent teurer. Schuld sind vor allem Klimawandel-bedingte Wetter-Extreme. Doch auch Donald Trump trägt eine Mitschuld. Anleger können derweil profitieren.
"Die Kaffeepreise werden steigen", sagte Agrarmarkt-Experte Carlos Mera von der Rabobank in London. Bei Kaffee der unteren Preisklasse in Großpackungen sei mit einem Anstieg von mindestens 30 Prozent zu rechnen. Weniger stark betroffen seien kleinere Packungen, starke Marken und Kapseln.
Der an der Rohstoffbörse Intercontinental Exchange (ICE) in New York gehandelte Preis für Arabica-Bohnen stieg am vergangenen Freitag zeitweilig auf 330 US-Cent für ein britisches Pfund. Dies sei der höchste Preis seit 1977, sagte Mera, ohne Berücksichtigung der Inflation. Die Maßeinheit britisches Pfund ist im Kaffeehandel üblich und entspricht etwa 454 Gramm. Allein in diesem Jahr sind die Rohkaffee-Preise um rund 70 Prozent gestiegen. Die Folgen werden sich für Endverbraucher erst in sechs bis neun Monaten auswirken, so Mera.
Kaffee-Lager sind leer
Der Börsenpreis bildet eine Grundlage für den weltweiten Kaffeepreis. Nur ein Teil der weltweiten Bestände wird direkt an der Rohstoff-Börse gehandelt. Die meisten sogenannten Terminkontrakte werden nicht tatsächlich geliefert. Für Hersteller und Weiterverarbeiter dienen sie oft lediglich als Absicherung von Preisen und Liefermengen.
Auch Marktführer Tchibo hält weitere Preiserhöhungen für unumgänglich. "Wir als Kaffeeröster werden handeln müssen. Wann und wie kann man jetzt noch nicht genau sagen. Die Preisdramatik, die wir sehen, geht nicht so schnell weg", sagte ein Sprecher. Die Kaffeelager seien weltweit leer. Es gebe daher kein Puffer, um das auszugleichen. Tchibo hatte erst im April angekündigt, die Preise wegen steigender Kosten zu erhöhen.
Die Lager leerten sich, weil zum Beispiel große US-Kaffee-Hersteller aufgrund der von Donald Trump angekündigter Zölle derzeit vermehrt Bohnen kaufen. Hinzu kamen EU-Vorschriften zur Regulierung der Abholzung in den Kaffee-Anbaugebieten ((EUDR), die nun jedoch um zwölf Monate verschoben werden sollen.
Hauptgrund für den Preisanstieg ist indes die Situation im wichtigsten Erzeugerland Brasilien. "Wegen großer Trockenheit in diesem Jahr sind die Produktions-Erwartungen für Arabica-Kaffee rückläufig", so Mera. Die Pflanzen leiden in den bedeutendsten Anbauregionen unter einem dauerhaft zu heißem Klima bei gleichzeitig großer Dürre, wodurch die Ernteertrags-Aussichten sinken. In anderen Regionen wie Costa Rica hat es hingegen zu viel geregnet, was etwa 15 Prozent der Ernte zerstörte.
"Die Bäume tragen in erster Linie Blätter und keine Kirschen", sagte Experte Mera mit Blick auf die Kaffee-Früchte in Brasilien. Die Ernte werde voraussichtlich noch schlechter ausfallen als die letzte, die bereits sehr enttäuschend verlaufen sei.
Folgen des Klimawandels
Weitere Gründe sind die weltweit steigende Nachfrage und längere Transportzeiten rund um das Rote Meer. Mera erwartet, dass sich die Lage an der Börse Anfang 2025 wieder etwas entspannt. Der Deutsche Kaffeeverband und die Kaffeeröster Melitta und Dallmayr wollten sich nicht äußern.
Kaffeetrinker mussten zuletzt bereits tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für Pads und Kapseln stiegen bereits zwischen 2020 und 2023 um 25 Prozent, Bohnenkaffee wurde gut 20 Prozent teurer. Wie viele Branchen haben auch die Kaffee-Erzeuger mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Laut einer 2022 veröffentlichten Studie von Schweizer Wissenschaftlern könnten die Anbauflächen, die am besten für Arabica-Kaffee geeignet sind, bis 2050 etwa um die Hälfte zurückgehen. Analysten gehen davon aus, dass sich die Situation nicht innerhalb eines Jahres entspannt.
Auf die beiden Sorten Arabica und Robusta entfällt nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes fast 99 Prozent der weltweiten Produktion. Arabica ist dabei am weitesten verbreitet. 60 Prozent des Kaffees, der nach Deutschland importiert und hierzulande konsumiert wird, stammen aus Brasilien und Vietnam.
Die Wetterbedingungen für den Kaffee-Anbau werden sich nicht schnell ändern, sondern wohl noch weiter verschlechtern. Das dürfte auch die Kaffee-Preise an den Terminmärkten mittelfristig weiter aufwärts treiben.
Kurzfristig könnte es nach dem starken, gut 30-prozentigen Preisanstieg im November eine Gegenbewegung abwärts geben. Mutige Spekulanten können darauf mit einem Turbo-Put-Schein setzen, zum Beispiel WKN VC9PNS, KO bei 399 US-Cent, open end, Hebel 4,0.
Wer hingegen an kurzfristig weiter steigende Notierungen des Coffee-Future glaubt, greift zum KO-Spinter-Call von Vontobel mit der WKN VC3PWE (KO bei 240 US-Cent, open end, Hebel 4,0).
Anleger brauchen außer Mut auch Nerven: Beide KO-Zertifikate schwanken mitunter stark und sollten mit Stop-Orders (etwa 30 Prozent unter Einstieg) abgesichert werden.
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(Mit Material von dpa-AFX)