Der Goldpreis arbeitet sich im frühen europäischen Handel nach oben. Doch Entwarnung kann nach wie vor keine gegeben werden. Zu wackelig erscheint die Charttechnik an dieser Stelle. Doch es gibt Marktteilnehmer, die rechnen mit deutlich höheren Kursen. John Butler, Head of Treasury bei TallyMoney und Autor von The Golden Revolution, ist einer davon.
Seine These: Wenn die Welt zu einem Goldstandard-Währungssystem übergeht, wird der Goldpreis auf 50.000 Dollar pro Unze in die Höhe schießen. „Heute ist der Goldpreis zu niedrig, um die Märkte zu bereinigen, weil die Vermögenswerte gegenüber Gold überbewertet sind“, sagte er in einem Interview gegenüber dem Internetportal kitco.com. „Meinen Berechnungen zufolge wäre ein Preis von etwa 50.000 Dollar pro Unze angemessen, wenn man zu einem goldgedeckten internationalen Währungssystem zurückkehren würde.“ Butler behauptete, dass der Übergang zu einem Goldstandard unvermeidlich ist, wenn die USA ihre wirtschaftliche Vorherrschaft verlieren und die Welt multipolar wird.
„Gold löst das spieltheoretische monetäre Gleichgewicht für eine multipolare Welt, die dennoch in hohem Maße vom internationalen Handel abhängig ist", erklärte er. „Am Ende des Zweiten Weltkriegs machte die US-Wirtschaft etwa die Hälfte der gesamten Weltwirtschaft aus. Heute sind es nur noch 20 Prozent. Wenn man diesen Trend extrapoliert, wird er letztlich das Gleichgewicht bestimmen, unabhängig davon, ob die USA ihre militärische Überlegenheit behalten oder nicht.“
„Die Zinswende der Fed findet gerade jetzt statt“, sagte Butler. „Wenn sie vorbei ist und die Märkte wieder zu der Überzeugung gelangen, dass die Zentralbanken bei der Inflationsbekämpfung weitaus machtloser sind, als sie dachten, wird Gold meiner Meinung nach alle seine Verluste in diesem Jahr wieder wettmachen und sogar neue Höchststände erreichen.“
„Tatsache ist, dass niemand Gold drucken kann und niemand Gold erschaffen kann“, so Butler. „Es ist schön zu wissen, dass Mutter Natur bestimmt, wie viel Gold verfügbar ist. Gold erleichtert all die guten Dinge des internationalen Handels und mildert gleichzeitig die möglichen schlechten Dinge der Währungsmanipulation.“
Seit Jahren wird immer wieder über eine Rückkehr zum Goldstandard spekuliert – passiert ist bislang nichts. Die Geldpolitik der vergangenen Jahre ist derart aus dem Ruder gelaufen, dass eine Rückehr zum Goldstandard sicher wieder für mehr Vertrauen in Fiatwährungen sorgen würde. Da es aber aktuell keine Anzeichen gibt, dass dies kurzfristig geschehen wird, sollten Anleger nicht auf ein solches Szenario spekulieren.