Am Dienstag sprach sich Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut ganz klar für eine Fertigstellung der zweiten Ostseepipeline Nord Stream 2 aus. Nach der Bestätigung, dass der russische Oppositionelle Alexej Nawalny vergiftet wurde, wird nun die Kritik an der Zusammenarbeit mit Russland immer lauter national wie international.
So fordern etwa die Grünen einen Abbruch des Pipeline-Projekts. "Der offenkundige Mordversuch durch die mafiösen Strukturen des Kreml kann uns heute nicht mehr nur besorgt machen sondern er muss echte Konsequenzen haben", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.
Zu wenig Klarheit
HIngegen hat der FDP-Vizevorsitzende Wolfgang Kubicki vor einem schnellen Baustopp der deutsch-russischen Erdgas-Leitung Nord Stream 2 gewarnt. "Ich bin skeptisch, dass wir in der jetzigen Phase unserer Erkenntnisse ein Projekt dieser Größenordnung in Frage stellen sollten", sagte Kubicki, der auch Bundestagsvizepräsident ist, am Donnerstag im Deutschlandfunk. Je nach Entwicklung könne es aber sein, dass der Bau nicht vollendet werde. Durch die gemeinsam gebaute Leitung in der Ostsee soll russisches Erdgas nach Deutschland geliefert werden.
Kubicki hält es für möglich, dass die Tat verübt wurde, ohne dass der Kreml involviert war. Er machte deutlich, dass er "nicht glauben will, dass (Präsident) Wladimir Putin oder überhaupt die Regierung hinter diesem Anschlag steckt" und sagte: "Es gibt auch Kräfte in der russischen Administration, die teilweise ein Eigenleben führen."
Die russische Regierung müsse nun aber die Hintergründe aufklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. "Meine Hoffnung geht noch dahin, dass Putin selbst dokumentieren wird, dass es nicht auf sein Geheiß geschehen ist, nicht unter seine Ägide geschehen ist. Sollte es anders sein, sollten wir keine vernünftigen Erklärungen aus Russland bekommen, werden wir die nächsten Wochen und Monate und Jahre eine Eiszeit zwischen Deutschland und Russland erleben." Sollten Präsident Putin oder der Kreml selbst hinter der Tat stecken, müsse es Wirtschaftssanktionen geben.
Nord Stream 2 und damit auch die Aktie von Gazprom bleiben ein Politikum. Da das Marktumfeld für den Erdgasriesen derzeit ohnehin rau ist, sich der Kurs in einem Abwärtstrend befindet und nun ein neues Verlaufstief markiert hat, drängt sich vorerst weiterhin kein Einstieg auf.
(Mit Materila von dpa-AFX)