Die Commerzbank-Aktie hat im Zuge der Erholung beim DAX ihren Abwärtstrend vorerst stoppen können. Möglicherweise gelingt in den nächsten Tagen sogar der Ausbruch aus dem Trendkanal. Fundamental betrachtet halten sich Pro und Kontra die Waage. Eine Analyse:
Operative Fortschritte
Man muss Martin Blessing für seine klare Strategie loben. Die Commerzbank soll sich auf das Geschäft mit Mittelstands- und Privatkunden konzentrieren. Das volatile Investmentbanking spielt eine untergeordnete Rolle. Die Offensive im Privatkundengeschäft zahlte sich im zweiten Quartal aus: Der operative Gewinn der lange schwächelnden Sparte stieg von 54 Millionen auf 115 Millionen Euro. Netto gewann das Institut im zweiten Vierteljahr 95.000 Kunden hinzu.
Beim Abbau der Non-Core-Asses (NCA) kommt Blessing auch gut voran. Nach der positiven Entwicklung im zweiten Quartal hat der Vorstand das Abbauziel erneut erhöht. Bis 2016 will Blessing die NCA auf rund 67 Milliarden (vorher 75 Milliarden) Euro reduzieren – ein realistisches Ziel.
Für einen Kauf der Commerzbank-Aktie spricht auch die latente Übernahmefantasie. Der SoFFin hält immer noch 17 Prozent an der Bank, wird aber früher oder später seinen Anteil verkaufen.
Harter Wettbewerb
Gegen einen Kauf spricht der harte Wettbewerb in der Bankenbranche – auch in den Bereichen, auf die sich die Commerzbank konzentriert. Viele Privatkunden sehen eine Bankfiliale selten von innen, sie bevorzugen Onlinebanken, die aufgrund geringer Kosten starke Angebote machen können und die Kundenzahlen weiter ausbauen. Hier hängt vieles von der Digitalisierungsstrategie der Commerzbank ab.
Ein weiterer Belastungsfaktor ist die strenge Regulierung des Gesetzgebers. Das in Verbindung mit dem harten Wettbewerb drückt auf die Margen. Die Zeit der hohen Milliardengewinne ist vorerst vorbei und wird so schnell nicht wiederkommen. Deswegen wird die Dividende der Commerzbank auf Jahre kaum der Rede wert sein.
Drittens steht die Bank im Fokus der Ermittler wegen verbotenen Geschäften mit Schurkenstaaten wie Iran oder Sudan. Es droht eine Strafe von bis zu 800 Millionen Dollar. Zwar hat die Bank 930 Millionen Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückgelegt, trotzdem kann das Thema Kapitalerhöhung immer wieder hochkochen. Ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis beim EZB-Stresstest könnte die Ängste noch vergrößern. Eine weitere Kapitalerhöhung würde den Aktienkurs auf jeden Fall deutlich belasten.
Charttechnik
Entscheidend für den weiteren Verlauf ist, dass die 11-Euro-Marke überwunden wird. Dann besteht die Chance, dass die Aktie aus dem kurzfristigen Abwärtstrend ausbricht. Sollte auch das gelingen, hätte die Commerzbank technisches Potenzial bis 12,50 Euro.
Fazit
Die Commerzbank-Aktie befindet sich technisch betrachtet weiterhin im Abwärtstrend. Operativ verbuchte die Bank zuletzt zwar Fortschritte, doch lässt die Ergebnisqualität noch zu wünschen übrig. DER AKTIONÄR bleibt daher bei seiner Einschätzung, dass die Aktie aus fundamentaler Sicht eine Halteposition ist. Wer mit der Commerzbank traden will, sollte den Ausbruch aus dem Abwärtstrend abwarten.