Die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel sieht in den jüngsten Turbulenzen bei Anleihen und Aktien von Banken eine Gefahr für das Finanzsystem. Die Aktienkurse der Banken setzen trotzdem ihre Erholung fort.
Isabel Schnabel hält die Kursentwicklungen der Bank-Aktien für „sehr beunruhigend“. Dies sagt die Wirtschaftsweise der Welt am Sonntag. Besonders bedrohlich sei Lage bei sogenannten nachrangigen Anleihen, deren Besitzer im Falle einer Liquidation erst nach anderen Gläubigern bedient werden. Hier zogen die Zinsen deutlich an und die Kurse knickten ein. Hieraus können sich selbstverstärkende Preisspiralen entwickeln, die die Solvenz der Banken bedrohend, sagte Schnabel.
Zuletzt hatte genau diese Aussicht die Anleger extrem beunruhigt. Viele Bankaktien, insbesondere in Europa, mussten zweistellige Verluste verbuchen. Zudem zog die Volatilität - ein Gradmesser für das Risiko - deutlich an. Neben den griechischen Geldhäusern stand dabei vor allem die Deutsche Bank im Fokus, die aus diesem Grund am Montag vor einer Woche klargestellt hat, dass sie genügend Geld hat, um die Zinsen für ihre im Jahr 2014 emittierten nachrangigen Anleihen zu bezahlen.
Solche Ausschläge sind nach Einschätzung Schnabels keine reinen Übertreibungen. Schließlich gebe es eine Reihe von Faktoren, die die Profitabilität der Banken beeinträchtigten, sagte sie Kurzfristig seien dies die vielen Probleme in der Weltwirtschaft und Kreditrisiken aus dem Ölgeschäft. Mittelfristig seien es vor allem die Niedrigzinsen, die das Geschäftsmodell der Banken in Frage stellten.
"Jetzt zeigen sich die Nebenwirkungen der Geldpolitik", sagte sie. Nach neun Jahren Dauerkrisenpolitik würden die Handlungsspielräume der Zentralbanken immer kleiner. Ein weiteres Absenken der bereits jetzt negativen Zinsen wäre im Euroraum vor dem Hintergrund der Lage bei den Banken sehr problematisch. Die Zentralbanken können zwar nach wie vor stabilisierend eingreifen, aber sie können die bestehenden strukturellen Probleme nicht lösen - weder im Bankensystem, noch bei den Staaten.
Nur für Trader
Trotz der kritischen Worte von Isabel Schnabel geben die Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank am Montagmorgen mächtig Gas. Doch von einer nachhaltigen Entwarnung kann noch keine Rede sein. Das, was wir derzeit erleben, sind technische Gegenreaktionen nach den heftigen Kursverlusten der vergangenen Wochen. DER AKTIONÄR bleibt dabei: Derzeit sind die Aktien nur interessant für Trader.
(Mit Material von dpa-AFX)