Die Märkte taumeln weiter. Der DAX gibt weiter nach, im MDAX und TecDAX geben die Aktien noch deutlicher in die Knie. Wie weit kann es noch nach unten gehen? DER AKTIONÄR sprach mit Hans A. Bernecker, Herausgeber der Actien-Börse.
DER AKTIONÄR: Herr Bernecker, der DAX steht unter Abgabedruck, was sind die Gründe dafür?
Hans A. Bernecker: Grundsätzlich müssen wir aktuell zwei Dinge beachten: die fundamentale und die technische Verfassung der Märkte. Rein technisch betrachtet hat die untere Begrenzung bei 9.500 Punkten im DAX nicht gehalten. Ein Restrisiko bis 8.500 Punkte im DAX besteht. Und das auch nur dann, wenn es nicht zu einer neuen Kreditkrise in New York kommt. Entscheidend ist, die bestehende Blase rund um die Lombardkredite und Leveraged Loans zu bewältigen. Das sind diejenigen Kredite, die von den Banken in den letzten fünf Jahren herausgegeben wurden, um die Megadeals der Unternehmen zu finanzieren. Das wird für die nächsten Wochen entscheidend sein!
Was wird die EZB machen?
Eine entscheidende Rolle für die Märkte wird in den nächsten Wochen einmal mehr die Europäische Zentralbank spielen. Glauben Sie mir, es gibt bereits Indizien dafür, dass nicht das QE-Programm erhöht, sondern eher wird eine zweite „dicke Berta“ durch die EZB vorbereitet wird. Und zwar genau dann, wenn in Italien bei den Banken etwas anbrennt. Entscheidendes Datum hierfür sind die Regionalwahlen Mitte März in Italien.
Viele sprechen vom Ölpreisschock. Ist der niedrige Preis nicht insgesamt ein Segen für die Weltwirtschaft?
Was den Ölpreis betrifft, ist für mich völlig unlogisch was die Märkte derzeit bewerten. Denn: der Entlastungsfaktor für die einzelnen Industrieländer ist weitaus größer als die Belastung.
Wie beurteilen Sie die Situation in China?
Das ganze Gerede rund um die Wachstumsziffern interessiert mich überhaupt nicht. Weitere Abwertungen der Währung wird es sicherlich geben, aber das alles hat für uns doch nicht diese Bedeutung wie immer wieder gerne dargestellt.
Was wird die Fed in den nächsten Wochen tun?
Amerika ist und bleibt risikobehaftet. Fakt ist: es wird weitere Leitzinserhöhungen geben. Die Fed wird die Zinsen schrittweise um 0,25 Punkte erhöhen und die Wirtschaft wird das schlucken. Dass dadurch keine Dynamik entsteht, ist auch klar.
Welche Aktien finden Sie derzeit interessant?
Spannend finde ich diejenigen Unternehmen, die zuletzt stark abgestürzt sind. Dazu zähle ich zum Beispiel Linde und BASF.