Die Hoffnung auf eine Jahresendrallye ist hierzulande allein schon aus statistischer Sicht begründet. „In den letzten 20 Jahren konnte der DAX vom 19. Dezember bis zum 6. Januar in sechzehn Fällen mitunter deutlich zulegen. Ein regelmäßiger Kurstreiber stellt in diesem Kontext das sogenannte ‚Window Dressing‘ dar. Damit ist die verstärkte Handelsaktivität von Fonds-Managern gemeint, die über den Kauf von im Jahresverlauf besonders gut gelaufenen Unternehmenstiteln ihre Portfolio-Performance - zumindest auf den ersten Blick – aufzuhübschen gedenken. In diesem Jahr dürfte aber noch starker Rückenwind von der Geldpolitik hinzukommen. Die weltweit wichtigsten Notenbanken haben im Weihnachtsmonat wegweisende Entscheidungen verkündet“, sagt Gregor Kuhn von IG Markets.
EZB dreht den Geldhahn noch weiter auf
Den Anfang machte die Europäische Zentralbank, die zum Monatsbeginn eine zeitliche Ausweitung ihrer monatlich 60 Milliarden schweren Anleihekäufe verkündete. Zur Monatsmitte folgte die Federal Reserve, deren Zinswende jedoch kaum eine Zäsur in punkto expansiver Geldpolitik bedeutet. „Die Leitzinserhöhung seitens der Fed fiel wie erwartet moderat aus. Hier ging es mehr um die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank, als darum tatsächlich die Zinskonditionen auch in weiteren Erhöhungszyklen nachhaltig in die Höhe zu treiben. Zu oft hatte Fed-Chefin Janet Yellen in der Vergangenheit eine Zinserhöhung angedeutet, ohne dass schlussendlich etwas Konkretes passiert wäre. Mehr als eine, nennen wir sie symbolische Leitzinserhöhung wäre zudem riskant gewesen, da es für die US-Notenbank, neben den Auswirkungen auf die heimische Konjunktur, auch die globalen Konsequenzen zu berücksichtigen gilt. Ein zu starker Greenback hätte die bereits angeschlagenen Schwellenländer, deren Volkswirtschaften maßgeblich auf Rohstoff-Exporten basieren und zudem stark im Dollar verschuldet sind, vollends in den Abgrund getrieben – mit erheblichen Folgen auf die China-bedingt immer noch labile Weltkonjunktur“, sagt Marktexperte Kuhn.
2016 verspricht Spannung
Das niedrige Zinsniveau in den USA bleibt also erhalten, während die expansive Geldpolitik in der alten Welt nochmals forciert wird. „Das sind gute Nachrichten für Fans solider, dividendenstarker Qualitätstitel. Die Flut billigen Geldes dürfte vor dem Hintergrund mangelnder renditeträchtiger Anlagealternativen ihren Weg an die Aktienmärkte finden. Was gerade der deutschen exportorientierten Wirtschaft und damit auch dem heimischen Aktienmarkt zu Gute kommt, ist zudem der schwache Euro, welcher vor allem die preisliche Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb erhöht. Nicht die schlechtesten Karten für eine Jahresendrallye und das Aktienjahr 2016“, lautet das Fazit von Gregor Kuhn.