Lieber spät als nie: Gut ein halbes Jahr nach ihrem Start und rund 100 Gesprächen mit Unternehmen steckt die Commerzbank -Tochter CommerzVentures erstmals Wagniskapital in ein FinTech-Unternehmen. Mit drei Partnern investiert die Bank (36 Mio Euro in die israelische Handelsplattform eToro. "Wir haben im konkreten Fall einen hohen einstelligen Millionenbetrag investiert", sagte Stefan Tirtey, einer der beiden CommerzVentures-Geschäftsführer am Montag in Frankfurt. Kollege Patrick Meisberger ergänzte: "Wir sind bei ein paar weiteren Investments in konkreten Verhandlungen, die angestrebten vier bis fünf Abschlüsse pro Jahr sind durchaus möglich."
"Als Investor ist unser Anspruch, dass man bei einem jungen Unternehmen zehnmal sein Geld wieder verdienen kann, bei einem schon etablierten Unternehmen wie im konkreten Fall drei- bis fünfmal", erklärte Meisberger. "Es geht uns auch darum, Türen in den Commerzbank-Konzern aufzumachen. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Portfoliounternehmen idealerweise Geschäfte mit der Commerzbank machen." Die Bank versteht sich dabei als mittel- bis langfristiger Kapitalgeber, wie Tirtey erklärte: "Die generelle Zeitspanne bei unseren Investments sind drei bis acht Jahre."
Es ist höchste Zeit, dass klassische Banken wie die Deutsche Bank oder Commerzbank mit der Zeit gehen. An fast allen Fronten attackieren Start-ups mit neuen Ideen die großen Institute. Beispiele sind Ferratum oder die noch nicht börsennotierten Kreditech und Auxmoney. Auch Lendico versucht nach dem Vorbild der US-Crowdlending-Plattform Lending Club („Angriffsplan“ gegen Deutsche bank und Commerzbank) Marktanteile zu gewinnen.
Die Bankenbranche ist nicht nur aufgrund neuer Fintech-Player in Aufruhr. Um die Commerzbank ranken sich seit Monaten die Gerüchte. Die Frage ist dabei: Was macht der Bund mit seinem 17-Prozent-Anteil? Klar ist: Es gibt mehrere Optionen – zum Beispiel eine Übernahme durch eine ausländische Bank wie Santander oder – wie das Manager Magazin jetzt berichtet – ein Zusammenschluss mit der Postbank.
Aktie mit Luft nach oben
Sollte die Commerzbank tatsächlich mit der Postbank verschmolzen werden, würde die neu entstehende Bank die absolute Nummer 1 im Privatkundengeschäft. Dann stünde die Commerzbank vor einer Neubewertung. Solange das Thema aber nicht akut ist, bleibt DER AKTIONÄR bei seinem Kursziel von 14 Euro. Der Stoppkurs sollte bei 10,80 Euro gesetzt werden.
(mit dpa-AFX)