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Wirecard-Pleite: Sind die Geldgeber etwa selbst schuld?

Wirecard-Pleite: Sind die Geldgeber etwa selbst schuld?
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Nikolas Kessler 07.10.2020 Nikolas Kessler

Nach dem Bilanzskandal und der Insolvenz von Wirecard stehen für die Gläubiger Milliarden auf dem Spiel. Alleine ein Konsortium auf 15 europäischen Banken hat dem Zahlungsabwickler fast 1,8 Milliarden Euro geliehen – und wird den Großteil davon nie wieder sehen. Hätten die Geldgeber im Vorfeld genauer hinschauen müssen?

Laut einem Bericht der Börsen-Zeitung haben die Konsortialbanken vor der Kreditvergabe an Wirecard offenbar nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Bonität zu prüfen und Betrug auszuschließen. Wie das Blatt „von mehreren Seiten erfahren“ hat, ließen sie die Option ungenutzt, Einsicht in den nichtöffentlichen Prüfungsbericht von EY einzufordern. Offenbar wurde dies in den Verhandlungen über den Konsortialvertrag versäumt. Dazu habe die vertragliche Grundlage gefehlt, sei etwa zu hören gewesen.

„Hinter vorgehaltener Hand wird freilich eingeräumt, dass der Prüfungsbericht nicht eingesehen wurde“, heißt es in der Börsen-Zeitung weiter. Ärgerlich, denn damit hättet die Geldgeber womöglich viel Ärger und hohe Verluste vermeiden können.

Frühzeitige Hinweise auf Ungereimtheiten

Wie Der Spiegel bereits berichtete, war im nichtöffentlichen Prüfungsbericht für 2018 von Unregelmäßigkeiten die Rede. Demnach listete EY eine ganze Reihe an Tatsachen oder Sachverhalten auf, „die Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften darstellen oder erkennen lassen“, so die Zeitung weiter. Das reicht von einem Unternehmenskauf und möglichen Interessenkonflikten, vermeintlichen Scheinbuchungen und einem Versuch der Bestechung eines lokalen Prüfers über unautorisierte Banktransaktionen, Scheingeschäfte, fingierte Umsätze und manipulierte Verträge bis hin zu Buchungen ohne wirtschaftliche Substanz, Unterschriften ohne Vertretungsmacht und Kreislaufzahlungen.

Die Bilanz 2018 testierte EY letztlich aber trotzdem – und darauf haben sich die Banken offenbar verlassen. Einblick in die nichtöffentlichen Vermerke des Prüfers an den Aufsichtsrat des Unternehmens können die Gläubiger im Rahmen ihrer Due Diligence zwar verlangen, eine rechtliche Pflicht dazu gibt es allerdings nicht.

Ein genauer Blick auf sämtliche Dokumente wären jedoch angebracht gewesen. Denn gezogen wurden Kreditlinien dem Vernehmen nach größtenteils erst 2019 und 2020, schreibt die Börsen-Zeitung. Und zu diesem Zeitpunkt gab es bereits massive Zweifel an Bilanzierung und Geschäftsmodell des ehemaligen DAX-Konzerns.

Wirecard (WKN: 747206)

Finger weg von Wirecard – das sind die Alternativen

Nachdem die Bombe bei Wirecard geplatzt ist, stehen in erster Linie der langjährige Wirtschaftsprüfer EY und die Finanzaufsicht BaFin in der Kritik. Beiden ist es nicht gelungen, den jahrelangen Betrug frühzeitig zu erkennen. Doch auch innerhalb der Banken muss man sich nun auf kritische Fragen gefasst machen.

Die Wirecard-Aktie reagiert auf all das kaum noch. Sie ist inzwischen im Bereich von 70 Cent angekommen und fest in der Hand von Zockern. Wer langfristig in den Payment-Bereich investieren will, greift zu Adyen, Paypal oder Square.

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