Im letzten September stieg die UniCredit überraschend bei der Commerzbank ein. Das Ziel dürfte eine komplette Übernahme sein. Allerdings gab es nicht nur von der Commerzbank selbst, sondern auch von der Bundesregierung massive Kritik. Nun hat die UniCredit für eine andere Bank ein verbindliches Übernahmeangebot abgegeben.
Zwar hat die UniCredit nach dem Einstieg am 11. September bei der Commerzbank mit rund neun Prozent in Aktien ihren Anteil danach über verschiedene Finanzinstrumente noch aufgestockt. Doch seitdem ist nichts mehr passiert. Zu groß könnte der Gegenwind aus Deutschland gewesen sein. Stattdessen schauen sich die Italiener nun im eigenen Land um.
Bereits Ende November hatte UniCredit-CEO Andrea Orcel den Aktionären der Banco BPM ein Angebot zur Komplettübernahme gemacht. Die Banco BPM ist die viertgrößte Bank Italiens, und bereits 2021 wollte Orcel sie übernehmen. Das scheiterte am Ende jedoch an einem zu hohen Preis.
Die Offerte von vor drei Wochen machte Orcel nun verbindlich und reichte sie bei den Aufsichtsbehörden ein. Allerdings hatte die Banco BPM bereits Ende November das Angebot als unzureichend abgelehnt, denn der Preis von rund zehn Milliarden Euro entsprach nur einem Aufschlag von 0,5 Prozent auf den letzten Börsenkurs.
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg bereitet sich die Banco BPM auf einen Abwehrkampf gegen die Übernahme vor. Mit der Thematik vertraute Personen sagten, dass eine Option die Anhebung der Finanzziele sei, um die eigenen Aktionäre von der Eigenständigkeit zu überzeugen. Die Alternative sei eine Fusion mit der Banco Monte dei Paschi di Siena. An dieser hält der Staat noch rund zwölf Prozent der Anteile.
Ein guter Teil der 2017 verstaatlichten Bank war dieses Jahr reprivatisiert worden. Die italienische Regierung soll laut verschiedener Medienberichte eine Fusion mit der Banco BPM favorisieren. Dann wäre ein kompletter Ausstieg verbunden mit der Schaffung eines dritten Bankenriesen neben der UniCredit und der Intesa Sanpaolo möglich.
Eine Übernahme der Commerzbank könnte laut Orcel frühestens im Herbst 2025 ein Thema sein, wenn eine neue Regierung arbeitsfähig ist. Zudem würde UniCredit nicht zwei Übernahmen gleichzeitig durchziehen können. Ob die Fusion mit der Banco BPM gelingt, erscheint aber fraglich.
Die Commerzbank-Aktie lässt sich von einer eventuell nachlassenden Übernahmefantasie nicht aus der Ruhe bringen; die Notierung legt zu. Auch ohne Übernahme wären die Aussichten gut, denn die Profitabilität und somit die Ausschüttungen sollten bei der laufenden Entwicklung in den kommenden Jahren steigen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank