Der Rückversicherer hat am Donnerstag die Ergebnisse für das erste Quartal vorgelegt und dabei die Jahresprognose zurückgezogen. Der Ausfall von Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen infolge der Coronavirus-Pandemie werden Munich Re die Bilanz in diesem Jahr verhageln. Die Munich Re könne sich die hohen Schäden ohne Weiteres leisten und die Belastungen gut verkraften. Doch ist die Dividendenkontinuität vielleicht in Gefahr?
Allein durch die Absage von Großveranstaltungen in diesem Bereich könnte sich die Belastung auf mehr als eine Milliarde Euro belaufen, erklärte Finanzvorstand Christoph Jurecka bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Donnerstag. Eine neue Gewinnprognose für 2020 wagte er wegen der Unsicherheiten rund um die Pandemie nicht.
Rote Zahlen würden Jurecka aber nach jetzigem Wissensstand sehr überraschen, ließ er auf Nachfrage wissen. Diese Aussage lässt sehr viel Interpretationsspielraum und dürfte manchen Investor erschrecken. Was passiert mit der Dividende, wenn am Ende des Jahres nur ein kleiner Gewinn herausspringt? Geht die Munich Re dann an die Reserven, um die Dividendenkontinuität zu wahren? Seit 50 Jahren hat der Rückversicherer die Ausschüttung mindestens konstant gehalten.
In den letzten Jahren musste der Rückversicherer bereits zweimal deutlich mehr als den IFRS-Jahresgewinn ausschütten. Das war für die Geschäftsjahre 2011 und 2017 der Fall. Insgesamt belief sich die Ausschüttungssumme für 2019 auf 1,373 Milliarden Euro. Das ist das Mindeste, was die Munich Re verdienen sollte, will sie unter 100 Prozent bleiben.
Schaden-Kosten-Quote über 100 Prozent
Im ersten Quartal legte die Munich Re für Versicherungsschäden infolge der Pandemie rund 800 Millionen Euro zurück. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach der Gewinn dadurch um fast zwei Drittel auf 222 Millionen Euro ein. Sein ursprüngliches Gewinnziel von 2,8 Milliarden Euro hatte der Vorstand Ende März gekippt.
Wegen der hohen Belastungen reichten die Prämieneinnahmen der Schaden- und Unfall-Rückversicherung im ersten Quartal nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich in dem Segment von 97,3 auf 106,0 Prozent und lag damit über der kritischen 100-Prozent-Marke.
Die vielen Todesfälle durch das Virus in vielen Ländern dürfte die Munich Re auch in der Lebens-Rückversicherung in den USA treffen. Jurecka erwartet entsprechende Belastungen durch die erhöhte Sterberate im zweiten Quartal. Derzeit entwickle sich Covid-19 anders als etwa die Spanische Grippe. Allerdings wisse man nicht, ob es im Zuge der Pandemie noch zu einer zweiten oder gar dritten Welle komme.Wie teuer die Pandemie-Folgen Versicherer und Rückversicherer zu stehen kommen, wagte Jurecka nicht zu beziffern. Klar sei aber insgesamt: "Covid-19 wird für unsere Branche ein teures Ereignis." Im Gegensatz zu einem Hurrikan wüte eine Pandemie über Wochen und Monate. "Daher wird man erst viel später sagen können, wie teuer es denn wird." Die Munich Re könne sich die hohen Schäden aber ohne Weiteres leisten und die Belastungen gut verkraften.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge der Krise prallten an der red'>Munich Re im ersten Quartal unter dem Strich ab. Zwar machten sich der Absturz der Aktienkurse auch bei den Kapitalanlagen des Konzerns bemerkbar, doch dank geschickter Absicherungsgeschäfte stieg das Kapitalanlageergebnis im Jahresvergleich um neun Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Die Erstversicherungstochter Ergo musste wegen der Abschreibungen auf Aktien jedoch einen Gewinnrückgang hinnehmen.Prämieneinnahmen steigen
Unterdessen steigerte der Munich-Re-Konzern seine Prämieneinnahmen um knapp sieben Prozent auf rund 14,3 Milliarden Euro. Die jüngste Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum 1. April brachte dem Konzern drei Prozent höhere Preise und einen Geschäftsausbau um mehr als 25 Prozent. Die Preiserhöhungen gelangen dem Konzern vor in Japan, wo mehrere Taifune in den vergangenen Jahren hohe Schäden verursacht hatten.
Die Corona-Pandemie wird die Munich Re hart treffen. Die Münchner werden aber nicht umfallen und im Vergleich zu nicht so stabil aufgestellten Wettbewerbern gestärkt aus der Krise hervorgehen. Was die Dividende betrifft, dürfte der Rückversicherer im Ausnahmefall an die Substanz gehen. Vorerst gibt es daher keinen Grund, die Aktie zu verkaufen.
(mit Material von dpa-AFX)Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
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